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Donnerstag, August 31, 2006

Prinewatch



Drüben im Steelguitarforum fragte unlängst jemand, wer eigentlich steel für John Prine spielt. Als Antwort zitierte jemand aus einer mail von Lloyd Green, einer meiner grossen Helden der Pedal-Steel:

"Just last week I recorded his newest album, in it's entirety for Oh Boy Records, a wonderful compilation of old Country standards. The best part is that it is a duet album with Mac Wiseman where they sing alternate parts, and occasionally together. But they're both always on each song.
There's lots of steel on this one and the project includes the great Stuart Duncan on fiddle, Kenny Malone, drums, Charles Cochran, keyboards and a cast of "several others". They sung beautifully together, with a sound that only comes with age and maturity."


Keine Ahnung, wer Mac Wiseman ist, aber die Ankündigung eines neuen Albums von John Prine macht sowas von meinen Tag, das ich geneigt wäre, mir eine Kippe anzuzünden, wenn ich noch rauchen würde.

Meine erste John-Prine-Platte habe ich vor langer Zeit bei Gitarre&Bass gewonnen, es war "In Spite Of Ourselves" von 1999. 2001 fing ich an, beim Label von John Prine zu arbeiten, da war bereits "Souvenirs" erschienen und er war auf Tour mit Todd Snider, die ich leider verpasst habe. Was heisst "leider", Prine live zu sehen steht recht weit oben auf der Liste der Dinge, die ich vor meinem Ableben noch zu tun gedenke.



Auf "Souvenirs" hat er seine eigenen Lieblingssongs nochmal aufgenommen, mit kleiner Band und anderer Stimme, denn er musste sich aufgrund einer Krebserkrankung den halben Hals entfernen lassen. Dieser Eingriff hatte zur Folge, dass seine Stimme über einige Ganztöne nach unten wanderte, er musste seine Songs also neu arrangieren und lernen, und sagte dazu, dass er nun endlich seine Singstimme leiden könne. "Cancer is not for everyone, but it worked wonders for me." Ach ja, Humor hat dieser Mann für 10.

Souvenirs ist so dermassen voll von phantastischen Songs, grossartigen Arrangements, Wärme, Liebe und Humor, dass ich für dieses Album mindestens die Hälfte meiner Platten in die Tonne treten würde, wenn ich müsste. Kein Scheiss.

Was?

"Ich würde mich freuen Sie zeitnah begrüßen zu dürfen."

Was zum Teufel soll das heissen? Das ich verdammt nochmal pünktlich kommen soll? Ist das wirklich ein normaler Satz im heutigen Geschäftleben (also das mit Anzug und Kravatte)?

Dienstag, August 29, 2006

"Theme Time Radio Hour... with your host, Bob Dylan."

Bob Dylan, oder "Baaaab", wie Helmut Heimann immer sagt, macht sich ja nicht mehr so rar seit einiger Zeit. Neben Bücher schreiben und mit nackigen Frauen für Unterwäche werben hat er auch eine wöchentliche Radioshow namens "Theme Time Radio Hour" auf XM Radio. Nun, um es kurz zu machen: Das ist so ziemlich das Beste, das ich je im Radio gehört habe. Näheres kann sich der geneigte Leser hier zuführen.

Netterweise kann man sich die shows als MP3s hier runterladen. Ich habe die $6 für eine Woche Mitgliedschaft bei dem filehoster bezahlt, da man sonst ewig warten muss, bevor man sich eine Folge kostenlos laden darf. Lohnt sich. Ich kann die files allerdings nicht über iTunes absspielen, aber über WinAmp z.B. looftet.

Mittwoch, August 23, 2006

Aus dem Leben des Bookers

Wenn sich Unfreundlichkeit mit Dummheit, Selbstüberschätzung und Kleingeistigkeit paart, welchen kleinen Scheissclub in Kreuzberg haben wir dann wohl angerufen...?

Dienstag, August 22, 2006

Tabou Tiki Room For Sale

Da es nun auch auf ihrer website steht, scheint es kein Geheimnis mehr zu sein: April und Stefan wollen den Tabou Tiki Room verkaufen. Das DBBKDW*, Noah, auch das Weite sucht, hatte ich ja schon erzählt. Leider meldet sich April auch nicht auf meine Anfragen, noch eine letzte Tabou Tiki Country Night zu machen, werde ich demnächst meine verbleiben Plattenn (und mein Schlagzeug) abholen müssen.

Das war's dann wohl, mit der besten Bar Berlins. War schön, von Anfang an dabei gewesen zu sein. I'm moving on.

*Der Beste Barkeeper Der Welt

Eschte Fründe.

Kacke. Heute speieln Calexico in der Columbiahalle und ich habe keine Lust, hinzugehen. Vielleicht ist Martina auch wieder da, die Ex-Mitbewohnerin meiner Ex-Freundin, damals, als ich nach Berlin kam und erstmal dort gewohnt hab. Als wir drei Monate später dann zusammenzogen, hatte plötzlich keiner Zeit und Bock, uns beim Umzug zu helfen. Nur Martina war da. Die musste aber die Blätter ihrer Zimmerpflanzen abstauben, während wir zu zweit die ganzen Möbel aus dem 4. Stock im Hinterhaus der Kanzowstr. 8 in den Bully wuchteten.

Seit dem sehe ich sie nur auf Calexico-Konzerten. Beim ersten Mal habe ich noch Hallo gesagt; sie hat sich nach 2 Sätzen umgedreht und ist weggegangen. Das mit dem Ansprechen habe ich mir dann bei dem folgenden Malen geschenkt.

Cigarettes are sublime.

Ich rauche gerne. Angefangen habe ich damit 1993 in den USA; mir erschien das neben Autofahren dort als adäquate Tätigkeit, und auch wenn man mich an meiner Kleidung sofort als Europäer identifizieren konnte, so wollte ich mir in Sachen Sucht nicht so schnell die Blöße geben.

Aber das soll sich nun ändern. So super ich diese Tätigkeit auch finde - ich muss mir langsam eingestehen, dass mein Körper glücklicher wäre, wenn ich statt dessen Luft in mich saugen würde, und darum geht es doch irgendwie immer - Nein, nicht Luft einzusaugen, sondern glücklich zu sein. Holgi schrieb vor ein paar Tagen, wie er es seit zwei Jahren schafft, nicht mehr zu rauchen. Es wäre durch ein Seminar gekommen, das "Nichtraucher in fünf Stunden" hiess, und das hätte ihn so überzeugt, das er sich nun zum Trainer ausbilden lässt. Am Sonntag, den 27.08. hält er sein erste eigene Sitzung und er war so grosszügig, Plätze an jeden Leser seines blogs zu verschenken, der ihm bis gestern eine mail schreiben würde. Heute kam die entgültige Zusage: "Mitzubringen sind: gute Laune, Nachsicht mit einem Anfänger, Zigaretten, ein weisses Gewand, ein lebendes Huhn und ein geweihter Dolch." Habe ich alles in der Nachttischschublade. Die 199 EUR, die die Teilnahme an dieser Geschichte regulär gekostet hätte, nicht.

Ich bin mir ziemlich sicher, das ich zu 99% mental abhängig bin, weshalb ich über irgendwelche Pflästerchen nur müde husten kann. Auch die (absolut empfehlenswerte) Lektüre von Richard Kleins "Cigarettes are sublime" hatte bei mir nicht die gleiche Wirkung, die das Schreiben des Buches auf den Autor hatte: Er wollte wissen, warum er eigentlich raucht und sich so von der Sucht befreien, was ihm Berichten zufolge auch gelang. Sollte jemand meine Sucht durch die schiere Macht des gesprochenen Wortes allein in die Schranken weisen können, dann fände ich das mehr als bemerkenswert. Ich frage mich, ob das etwas mit Neurolinguistischem Programmieren zu tun hat, einer Technik, die ich immer noch nicht verstanden habe, obwohl ein gute Freund von mir darin ausgebildet ist. Ist aber egal. Irgendwie freue ich mich drauf, obwohl ich just an diesem Tage mit dem Keks zum Essen eingeladen wäre, aber das Leben ist kein Wattepusten.

Allerdings befürchte ich, das ich bei Sgt. Rembo nun völlig verschissen habe, nachdem ich mich kürzlich bereits als Pflaumenversteher geoutet habe...

Montag, August 21, 2006

Die alte Ökonomie

"Die erste Einsparungsmaßnahme, die etwa zu selben Zeit verhängt wurde, als ich dort anfing, war, die Firmen-Ferraris in 911er umzutauschen"

Freitag, August 18, 2006

Hrrss...

Ich hab vorhin mal was ganz wildes gemacht: Da ich dieses RSS-Dschungeljelööt immer noch nicht verstehe, habe ich vorhin einfach mal überall auf "Abonieren" geklickt und war - offensichtlich fälschlicherweise - davon ausgegangen, das mir der Feuerfuchs jetzt jedesmal saft den Schädel streichelt, wenn irgendjemand interessante neue Dinge verfasst. Zu meiner Empörung musste ich nach dem manuellen checken diverser Seiten aber feststellen, das der Hund das nicht macht. Als ich dann nochmal auf Abonnieren geklickt habe, kamen se dann, die feinen Herren Beiträge. Was mache ich falsch?

Stackenblochen

Das kennt bestimmt schon jeder und sein Nachbar und ich bin der einzige blogger, der bislang nicht wusste, warum DerDieDas Blog Stackenblochen Stackenblochen heisst, aber neben meinen Parmaschinken-Ciabatta heute morgen war das das bislang Lustigste heute:

Donnerstag, August 17, 2006

Kikkoman

Ich versteh' die scheiss Story nicht. Wieso hängt sich die Katze am Ende auf? Soße alle?

Dienstag, August 15, 2006

gar nicht einfach. Doch obacht: Pflaumen-Content.

Ist ja nicht so meins, Apfel, Orange & Co, jaja, lower class behaviour, aber stimmt bei mir ja sowieso. Mir hat noch keine Banane schlüssig begründen können, warum sie jetzt ungleich geiler sei als Pommes Schranke, das wäre vielleicht auch mal was für die Herren Genmanipulierer, Cörrywurst am Baum, aber so isses ja immer: Den wirklich sinnvollen scheiss kriegen sie wieder nicht gebacken. Aberworauficheigentlichhinauswollte: Die Pflaumen. Die Plaumen, eine Keks-Obstgabe von neulich, die waren wirklich... Wenn ich Herbert Köhler wäre, hätte ich erstmal eine dieser numismatischen Pflaumen gekostet und dieser dann die silberne Eichenlaub-Dingensnadel ins dünne, blaue Häutchen gepiekt, dem Sportler ist das doch eh schnuppe, der will eh nur die Anzahl der Millionen wissen, die sein Konto bevölkern.

Ansonsten haben wir ein transportation-problem: Erst kam der Dachhimmel runter, dann kündigte die Lichtmaschine und als der Keks gerade vom Schrottplatz mit einer neuen unter der Haube kam, platzte einer dieser Hinterreifen-Ärsche weg; zum Glück ist nix weiter passiert. Im April wird der TÜFF das kleine, rote Auto eh in die Presse schicken, dann wird man mal schauen müssen, ob der Gentechniker da vielleicht bereits auch schon an einer Lösung arbeitet, denn schliesslich ist das doch totaler Stumpfsinn: Zurück zur Natur, ganz im Gegenteil, die Sau soll sich mal bitteschön in MEINE Richtung bewegen, denn WAS? Ich habe hier auch Bedürfnisse, und die Rabenmutter Natur guckt zu und legt die Beine hoch, ich zahl doch Umweltsteuern, damit die was für mich tut! Aber nicht nur für mich: Dem Nickman geht's scheisse und ich hoffe, das sich das aber sowas von zackig ändert und er wieder mit Kippe vorm Rechner sitzen kann. So.

Samstag, August 12, 2006

The Carter Family

Das Leben in den Appalachen ist hart. Arbeit gibt es nicht viel, wenn man nicht gerade erpicht darauf ist, seine Lebenszeit durch die Schinderei in den Kohlegruben drastisch zu verkürzen. Und es ist auch nicht leicht, einfach wegzugehen. Wo sollte man schon hin? Die Gegend ist nur spärlich besiedelt, und durch die vielen Hügel und die mangelnde Infrastruktur ist auch kaum jemand sonderlich daran interessiert, sich Orte wie Maces Springs oder Butcher Holler genauer anzuschauen. Es braucht Improvisationstalent und noch etwas mehr Glück, um über die Runden zu kommen.

A.P. Carter weiss das sehr genau. Als er 1915 seine spätere Frau Sara Dougherty trifft - er ist gerade 22 Jahre alt -, bestreitet er seinen Lebensunterhalt damit, Obstbaum-Setzlinge vom Rücken seines Pferdes aus zu verkaufen. Vorher hat er als Schienenleger, Bauer und Hufschmied gearbeitet, doch der Erfolg ist jedesmal eher überschaubar gewesen, und so lag der nächste Herausforderung näher als als seine Hartnäckigkeit.

Doch es gibt auch Konstanten in Carters Leben. Schon früh fängt er, zu singen, in der Methodistenkirche in Mt.Vernon z.B., aber auch mit der Fiddle kann er einigermassen umgehen, und in den Barns und Bars gibt an den Wochenende immer irgendwo Auftrittsöglichkeiten. Praktischerweise spielt seine Frau Sarah Autoharp, so ist er schon bald nicht mehr alleine unterwegs in den abgelegenen Bergdörfern, wo die Menschen dankbar sind für jede Ablenkung von Hunger, Perspektivlosigkeit und den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Minen.

Sarah's junge Cousine Maybelle hat zwischenzeitlich A.P.'s Bruder Ezra geheiratet und begleitet die beiden seit einiger Zeit auf der Gitarre, ein damals hauptsächlich von Frauen gespieltes Intrument. Sie hatte es trotz der weitestgehenden kulturellen Isolation geschafft, einen völlig eigenen Stil zu entwickeln, indem sie die Melodie auf den tiefen Saiten zupft und diese durch Schlagen der anderen Saiten begleitet; beinahe so, als ob zwei Gitarren gleichzeitig gespielt werden.

Etwa zur gleichen Zeit hat man bei Victor Records in New York ein grosses Problem. Für lange Zeit verbuchte man grosse Erfolge mit Aufnahmen von Enrico Caruso, doch das lag alles nun schon einige Jahre zurück und neue Talente und Künstler sind nicht leicht zu finden. Man beschliesst daher, sich den Produzenten Ralph Peer in's Boot zu holen. Dieser hatte zuvor für OKeh Records Mammie Smith's "Crazy Blues" aufgenommen, und er war auch derjenige, der New Orleans auf der musikalischen Landkarte etablierte, indem er dort die ersten kommerziellen Jazz- und Blues-Aufnahmen leitete.

Bereits ein paar Monate später findet sich Peer in den Appalachen wieder; sein alter Kumpel Ernest Stoneman, den Peer noch aus seiner Zeit bei OKeh kannte, hatte ihm den Tipp gegeben. Doch es gab noch einen zweiten Grund für dieses Reiseziel: Die Firma Victor stellt eine Art handbetriebenen Plattenspieler her, Vitrola genannt, dessen Absatzmarkt hauptsächlich in den landlichen Gebieten liegt, wo an eine flächendeckende Stromversorgung noch nicht zu denken ist. Und 2+2 kann man schon damals schnell zusammenzählen: Die ländliche Bevölkerung will selbstredend hauptsächlich Musik hören, die aus ihrer Mitte kommt, somit liegt nichts Näher, als auch dort nach Talenten zu suchen.

Peer entscheidet sich, in Bristol, Tennesee ein kleines Übergangsstudio einzurichten und der erste Künstler, der sich dort vor den Trichter stellt, ist - Ernest Stoneman. Suchanzeigen in den lokalen Blättchen bringen nicht den gewünschten Erfolg, doch als ein Artikel über Stoneman erscheint, indem behauptet wird, er habe mittlerweile 3600$ an Lizenzzahlungen für seine Aufnahmen von 1926 verdient, strömen so viele Musiker und Gruppen nach Bristol, das Peer Nachtschichten im Studio einlegen muss, um alle aufnehmen zu können.

Auch A.P. Carter kann seine hochschwangere Frau Sarah und Maybelle mit diesem Argument überzeugen, und so nehmen sie am 31. Juli 1927 ihre ersten sechs Songs auf, für die sie jeweils 50$ bekommen. "Wandering Boy" und "Poor Orphan Child" werden von Victor im Herbst 1927 auf einer 78rpm Schellack-Platte veröffentlicht; einige Monate später folgt eine weitere 78ger mit den Songs "The Storms Are on the Ocean" und "Single Girl, Married Girl".

Die Verkäufe sind ermutigend, und Peer läd die Family im Mai 1928 für weitere Aufnahmen nach Camden, New Jersey ein. Elf Songs werden ausgewählt, darunter Klassiker wie "Keep on the Sunny Side"; "Will You Miss Me when I'm Gone" und "Wildwood Flower", und AP, Sarah und Maybelle kehren mit 600$ und einem Vertrag, der ihnen eine bescheidene Beteiligung an den Verkaufserlösen garantierte, nach Maces Springs zurück. 1929 gibt es eine dritte Session, und am Ende des Jahres 1930 können sie auf über 700.000 verkaufte Schallplatten zurückblicken - eine für damalige Verhältnisse beeindruckende Zahl.

Für A.P. und seine Familie bedeutet das zusätzliche Einkommen natürlich einen Segen, zumal die amerikanische Wirtschaft am Boden liegt. Doch er merkte bald, dass das wirkliche Geld nicht mit den Vergütungen zu verdienen ist, die man für die Aufnahmen bekommt. Die Karriere Ralph Peers wird an dieser Erkenntnis nicht ganz unschuldig sein. Laut des Vertrages, den Peer bei Victor unterzeichnete, beträgt sein Jahresgehalt genau 1$ - doch dafür behält er sämtliche Urheber- und Verlagsrechte an allen von ihm aufgenommenen Songs. Durch diese Praxis hat er zu diesem Zeitpunkt bereits ein Vermögen von über einer Million Dollar (mehr als 10 Millionen Dollar heutzutage) verdient. Er ist auch überhaupt der erste, der den Künstlern (sehr bescheidene) Lizenzen zahlt, die von der Menge der verkauften Einheiten abhängen. Dies bildet heute noch die Grundlage für die Verträge zwischen Labels und Musikern. Der von ihm gegründete Verlag "Peermusic" ist immer noch aktiv.

Zusammen mit dem Gitarristen Lesley Riddle aus Kingsport beginnt A.P. Carter nun gezielt, in abgelegenen Dörfern der Appalachen Songs zu sammeln, als dessen Urheber er sich dann ausgeben kann, um an kommerziellen Aufnahmen mitzuverdienen. Er begründet damit eine Praxis, die bis heute in verschiedenen Ausprägungen in der Musikindustrie zu finden ist, und die für manche Musiker ein böses Erwachen bedeutet, nachdem der grosse Erfolg auf den Bühnen einmal ausgeblieben ist. So zweifelhaft diese Praxis auch scheinen mag - Durch Carter werden so hunderte Songs vor dem endgültigen Vergessen bewahrt.

Trotz der anfänglich guten Verkäufe lässt die Wirkung der Great Depression nicht lange auf sich warten. Die Absätze stagnieren Anfang der 30ger Jahre, und die Carter Family spielt hauptsächlich in den Schulhäusern der Communities, für Eintrittspreise zwischen 15 und 25 Cents. Bereits 1929 sieht sich A.P. gezwungen, für einige Zeit nach Detroit zu gehen, während Maybelle und ihr Mann in Washington D.C. versuchen, sich über Wasser zu halten.

Trotzdem kommen sie regelmässig für Aufnahmesessions zusammen. Da die beiden Frauen hauptsächlich mit den Kinder beschäftigt sind (Maybelle bekam ihre Tochter June 1929), liegt das Management bei A.P. und Ralph Peer. Die langen Reisen, die A.P. immer noch unternimmt, bringen nicht nur neues Material, sondern fordern auch einen Tribut: Sarah Carter verliebt sich in A.P.'s Cousin Coy Bayes und beginnt eine Affaire, die darin gipfelt, dass Coys Eltern nach Californien ziehen und ihn zwingen, mitzukommen. Sarah geht daraufhin wieder nach Rich Valley, wo sie ihre Kindheit verbrachte, und lässt die gemeinsamen Kinder bei A.P. Dies bedeute für ihn natürlich, das die Möglichkeit des Reisens unvermittelt stark eingeschränkt wird, so das sich Maybelle und Sarah, aus der Not eine Tugend machend, auf das Komponieren eigenen Materials konzentrieren müssen. 1932 erneuert Peer den Vertrag mit der Carter Family, diesmal aber nicht mehr für Victor, sondern unter seinem eigenen Namen. A.P. scheint doch nicht allzuviel gelernt zu haben, oder die wirtschaftliche Not diktiert es schlicht: Gegen 75$ pro Song verzichtet er auf sämtliche Urheberrechte.

Mitte der 30ger Jahre werden sich Sarah und A.P. langsam darüber klar, das ihre Ehe wohl endgültig gescheitert ist. Es gab ja schon in den Jahren zuvor Trennungen, doch diesmal gibt es kein Zurück - Sarah lässt sich scheiden. Trotzdem spielt die Carter Family weiterhin in gleicher Besetzung zusammen. Im Winter 1938 folgen sie einem Angebot der Consolidated Royal Chemical Corporation, die jedem Mitglied die bis dato ungehörte Summe von 75$ pro Wache für zwei tägliche Shows beim Sender XERA zahlt, und ziehen nach Del Rio, Texas. Da die maximale Sendeleistung für Stationen in den USA gesetzlich begrenzt wird, betreibt XERA einen 50.000 Watt-Sender in Mexico, der es ihm ermöglicht, einen Grossteil der USA mit seinem Programm zu erreichen.

In Califonien sitzt zu den Show-Zeiten der Carter Family mit absoluter Sicherheit immer jemand bestimmtes vor dem Radio: Coy Bayes. Und irgendwann passiert es: Sarah, mit der er lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte, widmet ihm einen Song. Daraufhin verliert er keine Zeit mehr, packt seine Sachen, sucht Sarah in Texas und heiratet sie am 20 Februar 1939 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Del Rio.

Die Popularität der Carter Family befindet sich durch das Radio-Engagement 1941 auf dem Höhepunkt, doch sie steht unter einem schlechten Stern. Durch ein Broadcasting-Agreement zwischen den USA und Mexico muss XERA seinen Betrieb einstellen. Eine Coverstory über die Carter Family für das Life Magazine wird nicht gedruckt, da die Japaner in der Woche davor Pearl Harbour angreifen. Bis 1943 können sie noch für eine Station in North Calolina arbeiten, doch dieser Vertrag wird nicht verlängert, was das Ende der Original Carter Family besiegelt. Sarah zieht mit ihrem Mann nach Californien, A.P. geht zurück nach Maces Springs, wo er bis zu seinem Tod 1960 mit gebremstem Enthusiasmus einen Gemischtwarenladen betreibt.

1952 kann A.P. die Carter Family nochmal reanimieren, als er zusammen mit seiner Ex-Frau und ihren Kindern einen kleinen Freizeitpark namens Summer Park in Maces Springs eröffnet. Anfangs wurden noch einige Aufnahmen für das Acme-Label gemacht, doch der Erfolg bleibt aus und man trennt sich endgültig 1956.

Mehr Erfolg ist Maybelle und ihren Töchtern Anita, June und Helen beschieden, die bis weit in die 60ger Jahre als "Mother Maybelle and the Carter Sisters" auftreten. Im Zuge des Folk Revivals gibt es 1967 auch eine Reunion von Maybelle und Sarah beim Newport Folk Festival, doch ist auch dies nicht von Dauer. Ein letztes Mal spielen die beiden 1975 zusammen. Maybelle stirbt im Oktober 1978, Sarah folgt ihr drei Monate später.

Doch die lange Tradition der Carter Family ist nicht am Ende:
1968 heiratet June Carter Johnny Cash, und deren Kinder machen heute noch Musik.

Donnerstag, August 10, 2006

Musik und kleine Brötchen, ca.2010

(als reply zur Diskussion bei Spreeblick gepostet)

Wie man mit Musik in Zukunft Geld verdienen will: Das ist ein Thema, an dem sich seit langem viele schlaue Menschen abarbeiten und z.B. auch mit interessanten Ideen aufwarten. Aber die Grand Unifying Theory, der grosse Gegenentwurf zur Plattenindustrie war bislang nicht dabei, und das wird wohl auch seine Gründe haben.

Da die Menge an Musik immer mehr wird und sich die Vertriebswege und die Medien, über die sich Menschen über Musik informieren immer weiter diversifizieren, wird m.E. die Bedeutung der Filter immer grösser. Das Problem sehe ich daher eher bei der Frage, was man tun muss, um an den Filtern vorbeizukommen oder wie man sie perfekt bedient, damit steht und fällt m.E. jedes Geschäftsmodell. (Wobei natürlich auch mehr Nischen enstehen werden, d.h. man muss nicht immer überall ganz oben dabei sein)

Das setzt natürlich voraus, das man weiss, was diese Filter sein werden. Bislang hatte man z.B. als kleines Rock/Pop-label ohne grossen finanziellen Background eine überschaubare Zahl an Multiplikatoren: Das sind die 5 Musik-Mags und die paar Radioprogramme, die bemustert werden; in den letzten Jahren vielleicht auch noch 10 online-Angebote.
Dort war man ohne Geld dann zumeist vom Wohlwollen oder dem Grad der Kumpeligkeit mit den jeweilen Redateurinnen/Redakteuren anhängig. (Mit Geld geht's eh nur über Payola, das war schon immer so und ist ja auch bekannt.)

Ich vermute, dass die Zukunft vor allem mehr Medien produziert, die ebenfalls eine Filterfunktion haben werden; vielleicht sogar user-generiert, wie z.B. ratings. Der Trend, der zum grossen Teil den Niedergang der Musikindustrie verursacht hat, könnte weiter fortschreiten und zur Folge haben, dass das Marketing mit überschaubarem finanziellen Einsatz aus dem Bedienen vieler kleiner Fronten bestehen wird, die evtl. alle ihren eigenen Gesetzen gehorchen.

Das von Musik in Zukunft immer weniger Menschen werden leben können, scheint mir unausweichlich. Der administrative Teil des Musikgeschäfts wird immer kompakter werden, Manager werden Booker und Promoter und am Ende vielleicht sogar Labelmanager. Letztenendes ist aber immer das Produkt, an dem die Vermarktung ausgerichtet sein muss; Gießkanne ist nicht mehr, die Nischen müssen immer exakter bestimmt/geschaffen und verteidigt werden. Die Verzahnung der Bereiche wird wahrscheinlich eine immer grössere Bedeutung gewinnen, dazu kommen noch Co-Ops, Sponsoren und Affiliations, denn ohne networking und nischenübergreifende Promotion-Versuche werden die kleinen Inseln ganz schnell ZU klein.

Was die GEMA betrifft: Eine gute Sache. Eines der Dinge, die sie aber ganz schnell ändern muss, ist der Verzicht auf die Vertretung des Gesamtwerkes des Künstlers. Flexiblität ist wohl das Attribut, dass das künftige Marketing am besten beschreibt, und das wird zum grossen Teil auch mit dem Umgang der Songs verbunden sein. Deshalb muss es dem Urheber umgehend möglich gemacht werden, bestimmte Teile seines Werkes GEMA-frei handhaben zu können.

Myspace und Co. sind alles interessante Dinge, aber ich bezweifle, das eines von den Angeboten irgendwann normative Macht erlangt. Ein neues Medium, eine neue Schnittstelle, an die man sich anschliessen muss.

Nikki Sudden Tribute



Heute morgen bin ich an einem Plakat für das Nikki Sudden Tribute-Konzert am 31.08. im Roten Salon vorbei gekommen. Hat sich eine recht illustre Schar zusammengefunden: Jowe Head, The Dave Kusworth Group, Al DeLoner, Fatal Shore, The Fullbliss, Impure Thoughts, Kitty Solaris, und noch ein paar mehr. Mehr Infos gibt's hier.

Sonntag, August 06, 2006

Prag

Die Erkaeltung der Liebsten ist schlimmer geworden, jetzt liegen beide im Bett und ich hoffe, das dieser Kurzurlaub, den wir so dringend brauchen, dort nicht auch endet. Die Pension ist sehr schoen und ich frage mich, ob ich jemals in Raeumlichkeiten war, so so dermassen ekelhaft sauber waren, nirgendwo ein Staeubchen oder mal ein kleiner Fleck. Die Einrichtung ist zu 90% IKEA, aber schoen. Sogar eine kleine Stereoanlage und einen DVD-Plazer gibt es.

Als ich gestern abend erstmalig durch die Strassen gelaufen bin, ist mir eine neue Form von Freiheit bewusst geworden: Nichts, aber auch nichts von dem zu verstehen, was man so liesst und ins Ohr geblasen bekommt, ist wirklich eine Erholung. Die ganze Werbescheisse - alles an mir vorbei, Die Menschen erzaehlen sich was, und ich muss kein Zeuge sein. Dabei halte ich Tschechisch fuer eine wunderbare Sprache, jetzt gerade bin ich aber froh, sie nicht zu sprechen.

abends sind wir dann noch in einem italienischen Restaurant gewesen, da in der Gegend hier keiner der Knoedellaeden mehr auf hatte. Riesengrosser Laden mit Decken, die locker 7 Meter hoch waren und von denen grosse Kristalluester hingen, aber ausser uns war nur noch ein anderes Paeaerchen da. Wenn der Itaiener den Sozialismus des Ostblocks erlebt haette, dann waere das Restaurant die zwangslaeufige Synthese mit dem Kapitalismus gewesen, rein Einrichtigsmaessig. Das Radost FX liegt dort gleich um die Ecke, wenn ich endlich meine Knoedel geged'ssen habe, werden wir dort auch mal schauen, wie es u, die Prager Vegetarier bestellt ist.

Unserer Pension gegenueber liegt ein kleines Geschaeft, das sowohl Plattenladen, als auch Kneipe ist und WOODSTOCK heisst. Angeblich der erste RocknRoll Laden Tschechiens. Ueber dem CD-Laden steht noch: BECKBEAT. Ich vermute ein Anspielung, die ich nicht verstehe.

Es waere schoen, wenn es nicht mehr regnen wuerde.

Freitag, August 04, 2006

18:30

Vorhin, beim kochen. Minutenlang schreit jemand vor dem Haus, draussen. Ich denke zunächst an ein Kind; schliesslich gehe ich zum Balkon und sehe, bevor ich die Tür öffne, das auf anderen Balkonen gegenüber bereits Menschen stehen. Nicht weit von unserem Haus kann ich eine Frau auf dem Bürgersteig erkennen, sie hat eine weisse Bluse an, hält ein kleines Kind auf dem Arm. Sie schreit immer das gleiche, doch so laut, das ich nichts verstehen kann, noch nicht mal, in welcher Sprache die Worte sind. Um sie herum stehen Menschen, alle in einigem Abstand. Es werden immer mehr und sie unterhalten sich, während die Frau wie in todesangst brüllt und gestikuliert. Das Kind ist nicht mehr auf ihrem Arm, ich habe nicht gesehen, ob sie es abgesetzt oder jemand anderem gegeben hat. Aus einer Gruppe, die etwa 20 Meter von ihr entfernt steht, nimmt ein Mann anlauf, springt kurz vor ihr ab und trifft sie mit beiden Beinen an der Brust. Die Frau fällt auf den Rücken, der Mann versucht, auf sie einzutreten, ich weiss nicht, ob er es schafft. Menschen versuchen, ihn festzuhalten, die Frau rührt sich nicht mehr. Ich laufe zum Telefon, als ich das Freizeichen des Notrufes höre, biegen zwei Polizeiwagen in die Strasse ein, gefolgt von einem Krankenwagen. Es werden immer mehr Menschen, ein Polizist beugt sich über die Frau und ich sehe, wie sich ihr Arm bewegt. Die Beamten sprechen mit den Leuten, es ist mir peinlich, zuzuschauen und ich gehe wieder rein. Drei Stunden später, hinter den Fenstern ist überall gedämpftes Licht, es ist wieder schwül heute abend.

Wir sind kein 2-Personenzug auf scheiss Schienen.



Wenn alles gut geht bin ich mit der Liebsten ab morgen hinter einem dieser Fenster. Ich wollte, die Welt ginge immer bergab.

Nochmal Forever Changes hören.

Danke, Leben.

Ihre bislang erreiche Rentenanwardschaft entspräche zum 65. Lebenssjahr nach heutigem Stand einer monatlichen Altersrente von: 56,62 Eur.

Donnerstag, August 03, 2006

Hinter der Bar

Gestern, nach der Arbeit (so gegen halb 10) noch in der Tiki Bar gewesen. Obwohl mein Engagement als DJ ja leider sein Ende wegen nahender Umstrukturierungen gefunden hat, stehen da noch ca. 50 LPs und gut 200 CDs, die gerne in die warme Wohnung möchten. Es waren noch zwei Leute an der Bar, als ich kam, und mein Lieblingsbarkeeper war natürlich auch da.

In den meisten Bars und Cafés arbeiten ja immer nur Leute, die einem mit jedem Blick und jeder Bewegung sagen, dass das hier ja nur ein Nebenjob ist, und sie ja eigentlich (insert Tätigkeit mit hohem coolnessfaktor) machen. Und obwohl N. schreibt, glaube ich nicht, das er eine Tätigkeit der anderen vorziehen würde; in gewisser Weise werden sie sich auch gegenseitig bedingen. Ich bin mir auch sicher, dass er eine eigene Philosophie des barkeeping verfolgt. Leute bedienen und Drinks mixen sind da nur eher Nebentätigkeiten, denn er kann die Atmosphäre an einem Abend sehr genau justieren, ohne gross in den Vordergrund zu treten. Wenn er da ist, ist die Bar eine andere.

Eine seiner Gaben ist die Fähigkeit, einen smalltalk am Leben zu halten, aber jederzeit eine professionelle Distanz zu wahren, die es selbst dem grössten Schwachkopf erlaubt, aus einer peinlichen Nummer irgendwie wieder rauszukommen, ohne das Gesicht zu verlieren. Ich unterstelle ihm mit seinen knapp 30 Jahren auch eine recht profunde Menschenkenntnis, denn er scheint gut einschätzen zu können, wie die Leute sind und was sie brauchen. Mein DJ-Pult stand immer gegenüber der Bar, und er hatte auch meistens Dienst, wenn ich aufgelegt habe. So konnte ich ihn mitunter beobachten, und es hatte schon etwas von einem Dirigenten, der auf das grosse Ganze achtet, aber weiss, dass es nicht um ihn selber geht. Eben jemand, der seinen Job ernst nimmt.

N. erzähte nun gestern, das er für drei Monate nach Italien geht, da er ein Stipendium bekommen habe, um sein Buch fertig zu schreiben. Danach ginge es wieder nach New York, seiner Heimatstadt, um das Buch zu verkaufen. Und dann würde er nach Paris ziehen. Ich glaube, das betrübt mich fast noch mehr als das Ende meiner Country Night. Leuten zuzuschauen, die ihren Job lieben, ist schon eine feine Sache. Profitiert man selber noch davon, ist es unschlagbar. Und einen so guten Planter's Punch werde ich wohl lange nicht mehr trinken.

Mittwoch, August 02, 2006

No shoes, no shirts, no salvation

Ich an mailorder in den USA:

Hi,

can you please let me know how much shipping to Germany is?

Thanks!

Kind regards


Die so zurück:

HI, I AM NOT SURE BUT APR 20.00 IT GOES BY WEIGHT


..und ich dachte, die machen das öfter.

Saarbrücken?

Aus gegebenem Anlass (vorm Fenster geht Friedrichshain gerade baden), auch wenn das schon uralt ist (aber man trifft ja auch Leute, die Tukka & Rauhfuß noch nicht kennen...):

Die Gewitteroma.

Hunger

In Beverungen halten sich Kegelvereine Angusbullen, um sie zu Steaks zu verarbeiten.

Dienstag, August 01, 2006

quiitsch.

Man, das ist ja ein enorm unerquickliches Gefühl, ausgebremst zu werden. Hatte ich zwar schon oft, so aber lange nicht mehr, und wenn einen die Motivation gerade von hinten überholt, dann ist die Wand um so härter, vor die man prallt. Ich habe sowas von keine Lust, wieder Wochen zu warten, bis meine Anliegen diskutiert sind und ich anfangen kann, zu arbeiten. MAN!

Lobo

Vielleicht muss ich da mal ein wenig zurückrudern. Denn das ist einer der besten Blog-Einträge, die ich je gelesen habe.