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Dienstag, Februar 28, 2006

Markus Rill : The Price Of Sin



Markus' neue CD "The Price Of Sin" kommt offiziell am 07.04.06 in die Läden, ist aber ab sofort über seine neue website zu beziehen. Und ich würde vorschlagen, dass das alle machen sollten, die ein Herz für Americana haben, denn viel besser wird es nicht werden. Produziert wurde von Markus und George Badfute in Nashville, mitgespielt haben Fats Kaplin, Dave Jacques, Bryan Owings und Dave Coleman.

Montag, Februar 27, 2006

Great Snowman Ideas

Verdammter Drecksscheisskackwinter, eben fängt's doch tatsächlich wieder an zu schneien... Immerhin gibt's hier ein paar gute Schneemanideen

via Treehuggin' Pussy

So geht das nicht

Leider muss ich Johnny und Felix widersprechen: So geht bloggen bei mir nicht. Zum IFPI-Papier gäbe es einiges zu sagen indeed, aber Imagine gepaart mit dem Pathos eines 14-Jährigen hat was nochmal verändert?

Ach ja, nichts.

Freitag, Februar 24, 2006

Es geht voran

A country where the lack of ambition seems to be a birthright.

Ein Amerikaner über D.

Donnerstag, Februar 23, 2006

The Joker

Gar rätselhaftes singt sich Steve Miller in "The Joker" so zurecht:

Some people call me the space cowboy
Yeah! Some call me the gangster of love
Some people call me Maurice
Cause I speak of the Pompatus of love


Pompatus of love also. Wer sich schonmal gefragt hat, was zum Teufel das heissen soll, findet hier eine ziemlich interessante stille-Post-Geschichte.

from the mind of the Meester

Mittwoch, Februar 22, 2006

KC McKanzie vs. Julia Noack

Gestern abend haben KC McKanzie und Neuberlinerin Julia Noack in der Galerie Antje Öklesund gespielt. Sowas habe ich ja lange nicht mehr gesehen und hatte vermutet, dass es das auch nicht mehr gibt. In der Rigaer Strasse befindet sich ein ehemaliges Fabrikgelände, über dessen Hof man einmal quer zu einer rostigen Metalltür mit einer roten Laterne drüber geht. Dann schaut man in einen Raum und sieht ein Loch, das jemand wohl in die gegenüberliegende Wand gehauen hat:



Durchgeklettert kommt man in einen Gang, in dem sich links eine weitere rostige Metalltür befindet, hinter der ein paar alte, unrenovierte und mit Rohren und ähnlichem alten Krempel bestückte Räume sind, welche dann auch die Galerie bilden. Erinnerte mich sehr an alte Lieblingsbars wie das Kunst & Technik. War auch genauso kalt. In der Mitte des Raums stand ein alter Citroen und KC erzählte später, das Julia das Auto unbedingt in der Galerie haben wollte und sie es am Abend eigenhändig reingeschoben hätten. Whatever.



Da ich nun also KC beim Gig mit Markus Rill wegen Reizüberflutung nicht richtig mitbekommen habe, wollte ich sie eh gerne nochmal live sehen; und Julia Noack? Wer zur Hölle ist Julia Noack? Einen kurzen Besuch auf ihrer website später hatte ich eine Ahnung, wer Julia Noack ist: Eine der besten Sängerinnen, die ich seit langem gehört habe. Und Songs schreiben kann sie nicht minder gut, was dazu führte, das ich My Love Isn't With Me Tonight noch ca.120 Mal an diesem und den darauf folgenden Tagen hören musste. Live ist das ja immer noch eine andere Geschichte, aber ich sollte mir keine Sorgen machen - Auf der Bühne ist sie, wenn auch solo an diesem Abend, eher noch besser.



Während diese aber eher der klassisch-amerikanischen Songwriterschule mit gelegentlichem Countryeinschlag verpflichtet ist (was auch an ihrer Stimme liegt), geht's bei KC McKanzie eher folkiger zu. Bislang fand ich sie immer ein wenig zu nah an Gillian Welch, aber diesmal schien sie mir weitaus freigeschwommener und war trotz eines erdnussinduzierten Stimmproblems wirklich exzellent. Ihr Bassist Joe Budinski konnte leider nicht (er kam gegen Ende des Konzertes, guckte auf die Bühne, guckte zu mir und wollte wissen, wo das Bier war), aber dadurch war es eine eher noch intimere Veranstaltung.



Super Konzert, super Abend.

Julia Noack spielt am 16.03.im Artenschutztheater, wo ich ja auch schon mit den Dead Flowers gespielt habe (gibt's uns eigentlich noch?)

Dienstag, Februar 21, 2006

Der Rolling Stone liebt seine Leser

Das ich den Rolling Stone für ein recht trübes Mainstream-Blättchen halte, dessen Redaktion von mindestens einem neurotischen Grössenwahnsinnigen bevölkert wird, hatte ich, glaube ich, schonmal erwähnt. Zwei Gründe sprachen diesen Monat aber für den Erwerb des Heftes: Neil Young auf dem Cover und das die Story nicht von einem deutschen Redakteur geschrieben wurde. Erstaunlichweise war sie sogar richtig gut.

Beim durchblättern des restlichen Heftes musste ich aber an einer Stelle mal wieder laut lachen. Und zwar bei der Abowerbung. Für jeden neugeworbenen Abonnenten gibt's dort eine CD, doch die Auswahl beweist deutlich, was der Rolling Stone inzwischen von seinen Lesern hält. Man kann nämlich wählen zwischen

"Schrei" von Tokio Hotel und
"Crazy Hits" von Crazy Frog

Ich vermute mal, da hat irgendein Springer-Angestellter mal wieder gleich für alle Musikblättchen in diesem Verlag CDs eingekauft. Aber ist egal. Der masslosen Selbstübeschätzung einiger Redakteure wird das keinen Abbruch tun...

Das imaginäre Saarland

Am Sonntag begingen der Keks und ich unser 2-Jähriges und es war ein japanisches Kirschblütenfest. Jedenfalls sassen wir abends, nachem ich bei "Walk the line" diverse Tränchen verdrückt hatte, in unserer Lieblingskaschemme Tire Bouchon und futterten vom Pöbel weitestgehend unbehelligt, als die irgendwann unvermeidliche Frage an uns herangetragen wurde: "Iss hia noch frei?" Ein kurzer Seitenblick und mir schwante böses, das sich auch umgehend bewahrheiten sollte.

Der junge Mann, der sich mir schräg gegenüber niederliess, war Schriftsteller, so Ende 20 und seine nicht minder reizende Begleitung anscheinend Groupie, zumindest liess die Art der penetrant überidentifizierenden Fragen genug Raum zu der Annahme, das der gemeinsame Abend für sie nicht unbedingt hier sein Ende finden sollte.

Ich hasse es, die Gespräche fremder Leute mitanhören zu müssen. Ich will's nicht wissen und es geht mich nichts an und ich weiss auch, das die Gespräche, die ich häufig führe, nicht selten Anlass zum schmunzeln und An-Den-Kopf-Gefasse geben, denn wie soll ein mir fremder Mensch wissen, das ich durchaus auch in der Lage bin, Gescheites von mir zu geben, nur eben nicht dann, wenn man mir tatsächlich zuhört? Ich vermeide es immerhin, bei Unterhaltungen die magischen 100 db zu überschreiten, aber unserem Tischgast waren Lärmpegelbeschränkungen wohl eher wumpe.

Zunächst wurde natürlich Wein bestellt und der Schriftsteller fing in Gegenwart von Yassim, dem nettesten Kellner des kontinentalen Festlandes kurz an, über Wein zu dozieren, wusste aber ob der ihm genannten Weinsorten bald nicht mehr weiter und bestellte irgendwas "schweres".

Dann ging die Diskussion mit der Begleiterin los und ich musste ihn Dinge sagen hören wie: "Ich fühle ganz tief in meinem Herzen eine unstillbare Sehnsucht nach Natur, doch ich befürchte, das mein Ideal des kleinstädtischen Lebens nicht mit der Realität übereinstimmt." und "ich habe ja eine Familie, doch es ist nur eine imaginäre Familie, genauso wie mein Saarland nur ein imaginäres Saarland ist!" und "Du findest mich wahrscheinlich unendlich lächerlich, wenn ich das jetzt so sage".

Imaginäres Saarland? Tief in seinem Herzen? Da wir fertig waren, beschlossen wir, möglichst umgehend in unsere imaginäre Bude zu fahren um eher handfeste Dinge zu tun, und beim Aufstehen fiel mir endlich auf, was mich schon lange an den Schriftstellern stutzig macht: Die Anzüge. Nichts gegen Anzüge, habe ich selber, aber jeder, wirklich jeder, der in den letzten Jahren ein Buch bei einem Verlag unterbringen konnte, schien von der geheimen Bruderschaft der Buchautoren dazu verdonnert worden zu sein, einen Anzug zu tragen. Warum? Ist das eigene Vertrauen in den hochkulturellen Gehalt des Geschriebenen so gering, dass man seine Ernsthaftigkeit und gegebenfalls Reife durch die Kleidung unterstreichen muss? Gut, bei Jugendbuchautoren wie Benjamin von Stuckrad-Barre und seinen tristen Kollegen kann ich das mehr als nur verstehen, aber warum sollte sonst jemand das nötig haben?

Dabei gibt eine wichtige Regel: Kravatten nur im äussersten Notfall. Der Schriftsteller von heute geht lieber ohne und lässt auch ganz bewusst die oberen beiden Hemdknöpfe auf, denn er ist Bohemién und als solcher kann er es sich leisten, auch mit den Kleidervorschriften zu spielen, aber natürlich nur soweit, als das seine Ernsthaftigkeit nicht darunter leidet.

Darum ist mein Lieblingsschriftsteller natürlich kein Anzugträger. Es ist der schwitzende, zigarillorauchende Freak, der bei "Smoke" manchmal in den Laden kommt und keinem mehr was beweisen muss, denn er kriegt seit langem eh nichts mehr zustande.

"I had no ambition at all"
Bob Dylan

Montag, Februar 20, 2006

Plan B und The Clash

Wie Plan B 1984 mal vor den Clash in der Phillipshalle spielten.

Kris Kristofferson : This Old Road


Freundlicherweise wehte mir die Post am Wochenende ein Vorabexemplar der neuen Kris Kristofferson-CD in's Haus. Vorab ist gut: Da sind leider nur 3 Songs drauf. Trotz derzeit recht agiler Phantasie kann ich mir beim besten Willen keinen Grund vorstellen, warum man Promos mit 3 Songs verschicken sollte, ausser: Nehmt lieber die 3 hier, der Rest ist Müll, aber dann würde New West sowas nicht veröffentlichen. Hoffe ich.

Ein Blick auf die CD lässt noch schlimmeres erahnen: Produced by Don Was. Naja. Doch ich werde überrasscht: Die Songs bestehen lediglich aus Kristofferson, 2 akustik-Gitarren, etwas Madoline und bei einem Stück ist sogar ein sehr verhaltenes Schlagzeug auszumachen. Aber irgendwie klingt das alles, als ob das lediglich die Demos zum Album wären... Der Verdacht liegt natürlich nahe, das Was hier den Rubin machen wollte, aber es natürlich nicht drauf hat. Immerhin spielen Stephen Bruton und Jim Keltner mit. Und die Songs sind typisch Kristofferson, das kann er ja nun wirklich. Und seine Stimme fand ich auch immer klasse.

Muss erstmal die ganze CD hören, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das die Reduktion - seit American Recordings ja ein Muss für jeden alten Sack - hier nicht unbedingt die beste Idee war.

Samstag, Februar 18, 2006

Ein Blog ist zwei Öltanks

Jens Scholz, Verfasser eines der meistgelesenen blogs hierzulande, hat ein flammendes Plädoyer für die Relevanz seines Hobbys gehalten.

(Ich wollte ihm das eigentlich als Kommentar schreiben, durfte aber nur 2500 Zeichen verwenden, was natürlich zu wenig ist.)

So kann man das natürlich sehen. Man kann sich die Relevanz aber auch prima selber zuschustern.

Weblogs helfen mir, mein Weltbild zu justieren, denn das, was so gerne mal als irrelevant hingestellt wird ist die Wirklichkeit, in die ich dank Weblogs die vielen vermeintlich wichtigen Ereignisse, die mir in den Medien aufgetischt werden, sehr viel besser einordnen kann. Weblogs sind der Rückkanal aus der Realität.

Interessanter Text. Aber besteht Deine Realitätausschliesslich aus Leuten, die sich einen Internetzugang sowie einen Computer leisten können und die auch das Selbstbewusstsein sowie das technische Verständnis haben, einen blog zu schreiben? Ich kenne keinen Moslem in Deutschland, dessen Meinung zum Karikaturenstreit ich lesen durfte; auch keinen Obdachlosen oder Harz IV-Empfänger, der mir was über sein Leben bloggt. Das mag schlichte Unwissenheit sein, aber ich vermute mal, das diese Personengruppen eher in der Unterzahl sein dürften.

Wenn ich sehe, wie medienseitig die Angst vor weltweit Amok laufenden Islamisten geschürt wird, weil im vorderen Orient scheinbar die Mobs wüten und ich über die Weblogs herausfinde, daß man hier wie dort lediglich politische Kampagnen abspult, die mit den Menschen hier wie dort eigentlich nichts zu tun haben, dann kann ich mich informiert fühlen, statt manipuliert.

Again: Du wirst von einer Elite informiert, die lediglich einen Gesellschaftsausschnitt representiert.

Weblogs erzeugen Kreativität. Richtige Kreativität, nicht diese Pseudokreativität, die Kultur, Spaß, Kunst und Begegnung in Produkte und Verkaufsveranstaltungen verwandeln, gebrandet und gesponsort und so organisiert, daß man Konsument ist und nicht Teilnehmer. Das brauch ich auch nicht mehr: Es gibt seit einiger Zeit plötzlich Lesungen, Blogger-Treffen, gute Musik jenseits der Major Labels, tolle Aktionen, bei denen keine Rücksicht auf Werbepartner oder Mainstreamtauglichkeit genommen werden muß. Und wo finde ich das, wenn ich was hören, lesen oder sehen will? Oder wo finde ich die Ideen oder auch Leute, mit denen auch ich kreativ werden kann? In den Weblogs.

Wenn ich mich recht entsinne hat es Lesungen, gute Musik jenseits der Major Labels, tolle Aktionen ohne Rücksicht auf Werbepartner oder Mainstreamtauglichkeit auch schon lange vor der Erfindung des blog gegegben. Das hat natürlich ein wenig zugenommen, seit diese Sau durchs Dorf getrieben wird, aber es ist ja nun nicht so, als ob jeder, der eine Idee hat, das auch im Internet präsentieren will.

Weblogs zeigen mir die Leute, auf die es wirklich ankommt, nämlich die, die um mich herum leben. Ich lese in den Weblogs, wie Krankenpfleger ihren Alltag meistern und wie Ärztinnen es schaffen, einen Knochenjob und Kindererziehung zu bewältigen. Ich lese, was bei anderen Schief geht und verfolge mit, wie sie das Problem lösen (oder zumindest damit umgehen).

Ich frage mich ernsthaft, was Du für Freunde hast. Sind das alles ausschliesslich Akademiker und Intellektuelle? Du kanntest vorher keinen Menschen, der körperlich schwer arbeiten musste und auch niemanden, der Dir erzählt hat, wie er mit Problemen umgeht und sie löst?

Daß eine einfache technische Idee es ermöglicht hat, eine soziale Kultur zu erschaffen, die sich den Filtern Konsum, Medien und Politik entzieht, indem sie die einfach nicht mehr braucht, das ist das revolutionäre an Weblogs.

Stimmt, sie schafft eine soziale Kultur; ich vermute aber mal, dass Du das im Sinne von die soziale Kultur meinst. Und das stimmt einfach nicht.

Ich finde weblogs klasse, um da keine Missverständniss zu schaffen. Was ich aber nicht verstehen kann ist mein Eindruck, das viele blogger sich da eine Identität zurechtphantasieren, die natürlich auch sofort revolutionär ist und mindestens ein neues soziales Phänomen (web 2.0! ) repräsentiert. Dann muss man natürlich sofort Klübchen bilden, in denen man sich gegenseitig auf die Schulter klopfen kann ob der enormen Wichtigkeit des eigenen Tuns. Alles für den Dackel, alles für den Hund.

Kann man den Ball nicht einfach mal flach halten? Die meisten blogs, denen man begegnet, bestehen aus privatem Mist, der ganz interessant ist und dem man vielleicht eine gewisse Relevanz zuerkennen kann, die aber meilenweit davon entfernt sind, "etablierten Medien Konkurrenz" machen zu wollen oder die Realität "so zu zeigen, wie sie ist". Die interessantesten und tiefgehendsten Begegnungen mache ich immer noch im täglichen Umgang.

Blogs bestehen zu 90% auch nur aus schlichten Meinungen, aber es heisst nicht zu unrecht: Meinungen sind wie Arschlöcher: Jeder hat eins.

Freitag, Februar 17, 2006

Lübke, eat your heart out.

Meiner unbedarften Meinung nach hatten wir jetzt lange genug Bundespräsidenten, die man - mal gänzlich sympathieunabhängig - als zumindest normalbegabt bezeichnen konnte. Das mag ja auf dem schleimigen Parkett der Weltpolitik ganz nützlich sein, ist auf Dauer aber langweilig. Zum Glück gibt es Abhilfe, und ich werde jedes Papierchen unterzeichnen, das hilft, diesen Mann in's Amt zu hieven.
via David Luther

Donnerstag, Februar 16, 2006

George Clooney Socke von Berlinale

Ich hoffe, tanzmausi-18 gewinnt.

Mittwoch, Februar 15, 2006

Neues Aggressionspotential endeckt.

Frisöre. So richtig bin ich nie mit Ihnen oder ihren Kolleginnen warm geworden (auch wenn ich es als Junge immer trés erotisch fand, wenn sie mir während der Behandlung manchmal diverse Extremitäten gegen den Körper drückten). Ich habe sogar 2 von mir sehr geschätzte Bekannte, die diesem Beruf mit Hingabe nachgehen. Aber trotz allem: Dieser Berufsstand und mein Haupthaar - wir werden wohl keine Freunde mehr.

Ein paar Meter von unserem Büro gibt es einen kleinen, etwas altmodischen Frisörsalon, der neuerdings Konkurrenz von einem superhippen 10 EUR-Laden bekommen hat. In dessen aquariumartigen Interieur verrichten 2 Damen ihren Dienst, deren Frisur nicht unbedingt die beste Werbung für ihr Geschäft ist, wenn man nicht aussehen will wie Nena nach einen Sprengstoffanschlag. Meiner erzkonservativen Grundeinstellung zu Hipness und sonstigem Scheiss folgend bin ich also gestern, nachdem mir mein Spiegel endgültig die rote Karte gezeigt hat, in den alten, kleinen, bedrohten und von mir persönlich Rettung erhoffenden, anderen Laden gegangen. Das hätte ich mir besser nochmal überlegt.

Zunächst wurden mir ungefragt die Haare gewaschen, was ich schonmal überhaupt nicht vertrage. Ich wasche meine Haare jeden verdammten Tag und keine Schere der Welt wird willger ihren Dienst verrichten, wenn das ein weiteres Mal passiert. Ich wagte allerdings nur milden Widerspruch, da dies offensichtlich von der Auszubildenden gemacht werden sollte, die aussah, als ob sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Natürlich lief Wasser in meine Ohren, natürlich war noch Schaum am Kragen, natürlich tropfte ich auf alles, was in meinem Weg zum Frisörstuhl stand, denn anstatt eines ordentlichen Trockenrubbelns wurde mir nur ein Frotteehanddtuchturban gebunden. Jetzt mal was Grundsätzliches, liebe Hairstylisten: Frotteehandtuchturbane gehören zu den Dingen, die ausschliesslich von Frauen getragen werden dürfen. Nein, es gibt hier keine Ausnahmen. George Clooney sowie Ralf Richter wird man niemals in einem solchen Ding sehen und das hat seine Gründe.

Endlich auf dem Friseurstuhl angekommen machte ich einen grossen Fehler: Ich wich von meiner jahrelang erfolgreich praktizierten Style-routine (Kurz! Alles!) ab und hörte mich sagen, dass ich mal "etwas anderes ausprobieren wollte" und das ich meine Haare gerne etwas länger wachsen lassen würde, dies aber nicht aussehen solle, als ob ich keiner geregelten Arbeit nachgehen würde und auch keinen festen Wohnsitz habe, blablabla. Als wenn ich nicht selbst am besten wüsste, dass sich dummes Gefasel umgehend rächt, griff die Frau Frisöse beherzt zu Schere und Kamm und tat, was ihr vorgeschlagen.

Ich vermute mal, dass meine Frisur eine Art Hugh-Grant-Modell mit Locken werden sollte, aber irgendwann schien auch der Friseurin aufzufallen, dass das zum einen scheisse aussieht, zum anderen nicht funktioniert, da sich meine Haare weigern, in einer bestimmten Haltung zu verharren. Was macht man da? Genau. Man holt Haargel aus dem Regal, schmiert es einem in die Haare und versucht zusammen mit einem Fön, die Haarpracht in ihre Schranken zu verweisen. Leider kannte die Gute meine Haare schlecht und wurde sichtlich nervöser, als trotz des Gels alles noch genauso aussah wie vorher. Also holte sie noch mehr Gel, massierte es in die Haare und nach ca. 10 minütiger Fön- und Knetbearbeitung sah mein Haupthaar aus, als würde es einem blonden Roberto Blanco gehören. Dazu stank ich dermassen nach Haarpflegeprodukten, dass sich Katze 1 zu Hause jaulend unters Bett verzog. Kein Witz.

Ich bin ja meistens zu nett. Und so habe ich es auch hier nicht geschafft, massiven Protest einzulegen, zahlte und ging. Daheim wusch ich mir erstmal die Haare und musste feststellen, dass ich ohne das Zwirbelgel aussah, als ob man mir einen alten Aufnehmer auf den Kopf gelegt hätte. Gut, dass ich eine Basecap habe.

So sehr ich auch mit den kleinen, gebeutelten Läden sympathisiere: Manchmal habt ihr es nicht anders verdient, als plattgemacht zu werden. Vielleicht können ja die Nena-Frauen noch was retten.

Dienstag, Februar 14, 2006

Office Picture of the week V



Der Schreibtisch des Kollegen. War gestern gar nicht da... Komisch. Vielleicht war er noch verstrahlt vom Bauhaus Konzert am WE, wo er unbedingt hin wollte.
Bauhaus.
Dz.

Montag, Februar 13, 2006

Wild Man Fischer



Auch eine Platte, die dringend auf ihre Wiederauferstehung als CD wartet, ist "An evening with Wild Man Fischer" von 1968, produziert von Herrn Zappa. Gibt's immerhin hier als download. Sehr schön ist auch "Wildmania" , sein 2. Album und das erste überhaupt auf Rhino Records. Kann man bei Caiman über ebay für 8,99 EUR bestellen und ist auch tatsächlich lieferbar.

Seit kurzem gibt es auch eine Doku über Wild Man Fischer, die ich allerdings noch nicht gesehen habe. Steht aber ganz weit oben auf dem Zettel.

Und für alle, die erstmal wissen wollen, was da auf sie zukommt: Merry-Go-Round.

Freitag, Februar 10, 2006

Niederkassel, I hate every inch of you



Zufällig im Netz entdeckt: Fährt man hier rechts hoch, kommt man zu dem Haus, in dem ich von ca. 1988 bis ca. 1998 gewohnt habe. Diesen seltsamen Unterststand rechts, von meinem Vater immer als "Feldherrenhalle" bezeichnet, gab es Anfangs noch nicht; irgendwann hat dann irgendwer beschlossen, dass der Marktplatz in Rheidt eines Liftings befürfe. Dann wurde für viel Geld dieses Ding dahin gebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Poller in der Mitte des Bildes installiert, mussten aber bald durch andere ersetzt werden, da sie irgendwelchen Vorschriften nicht entsprachen. Bei den Bauarbeiten wurden dann "uralte Gabstätten" entdeckt, bei denen es sich letztlich aber auch nur um langweiligen Scheiss aus dem Mittelalter handelte.

Hinter dem Haus links gab es eine Art alte Scheune, die von den beiden örtlichen Schiessvereinen als Schiesstand genutzt wurde. Es gab die "Rheidter Sportschützen" und die "Kyffhäuser". Bei letzteren war ich ein paar Mal, aus Gründen, die mir selbst auf dem Totenbett nicht mehr einfallen werden. Ich konnte aber das Gewehr nicht halten und musste es in eine von der Decke hängenden Schlinge legen. Das war aber so dermassen Glamour- und Coolness-feindlich, dass ich das schnell wieder gelassen habe.

Geht man links aus dem Bild, kommt man nach wenigen Metern an einen Seitenarm des Rheins, wo sich erstaunlich fette Ratten tummeln. Am Ufer standen früher eine Menge Pappeln, deren Pollen im Frühjahr alles zugesaut haben. Schliesslich wurden sie gefällt, damit man einen besseren Blick auf die am andern Ufer liegende Raffinerie hat.

Das ist es, das wahre, graue Scheissleben. Da bekomme ich noch nachträglich den dringenden Wunsch, mich zu entleiben.

Mittwoch, Februar 08, 2006

Mein Block

Das Neukölln nicht Zehlendorf ist, war mir ja klar. Aber warum unsere kleine Strasse derzeit das Zentrum hiesiger krimineller Aktivitäten ist, verwundert mich doch. Letzte Woche wurde hier (bedauerlicherweise) eine Canabis-Plantage geräumt, gestern ein aus einer psychatrischen Klink geflohener Vergewaltiger festgenommen und als ich gerade heimkam, standen schon wieder 2 Wannen vor dem Nebenhaus. Ach ja, und in einer Nebenstrasse wurde letzten Donnerstag ein alter Schuster ermordet.

Vor ein paar Jahren konnte sich Deutschlands meistes Nachrichtenmagazin schon mal nicht enblöden, den nebenan gelegenen Rollbergkiez als "gefährlichste Gegend Deustchlands" zu bezeichnen. Daraufhin hatte sich, äh, ein Bewohner auch beschwert. Der Rest konnte wahrscheinlich nicht lesen.

Es wird wohl dringend Zeit, dass ich als krass authentischer Rapper mal meine Debut-Single aufnehme. Mit der Kohle könnte ich dann endlich wieder eine neue Plantaein paar Rechnungen beglzahlen.

NP: Fred Eaglesmith - Time to get a gun

Montag, Februar 06, 2006

This aggression will not stand.


click mich

Hier gibt's noch mehr.

Thanks to HDN

Personality, or illness, as we call it.



Krankenversicherungen sind eine unerfreuliche Angelegenheit, wie ich derzeit erfahren muss. Vor allem die Private KV scheint ein Gebiet zu sein, dass sich an Vermienungsdichte nicht hinter Afghanistan verstecken muss. Was also tun, wenn der Drang nach einer zünftigen Analyse immer grösser wird, man aber ungern seine Kassenbeiträge in den vierstelligen Bereich geschraubt sehen möchte?

Hilfe bietet hier eine 1959 von Del Close aufgenommene LP mit dem Titel "The “Do It Yourself” Psychoanalysis Kit". Was Sie also schon immer über Analyse wissen wollten, aber ihren Shrink nicht zu fragen wagten: Hier sind die Antworten.

1. Side A (General Introduction To Psychoanalysis/Psychological Testing/Diagnosis and Therapy)

2. Side B (The Psychoanalytic Session/The Diagnosis By Dr. Siegfried Gestalt)

1000 Dank an den PCL Linkdump für dieses Meisterwerk!

Office Picture of the week IV



Der gequälten Kreatur wohnt eine Würde inne, der auch keine fahrlässige Wasserverknappung etwas anhaben kann. Braune Blätter sind wohl eher als Trotzreaktion zu werten, denn Widerstand ist dieser Pflanze zweiter Vorname.

Möge sie noch lange irgendwo hinter den Lamellen leben.

Sonntag, Februar 05, 2006

Psychoanalyse und Treppenwitz, Vol. IX

Zizek scheint letztes Jahr geheiratet zu haben:



Und wie heisst die Gattin?

Analia. Kein Witz.

via existenzielles Besserwissen

666 is the number of the Dreckskaff

Der nette Claus Moser, dank dem ich um einige interessante Implikationen meiner Adoleszenz schlauer bin, hat mir ein Bild gemacht:



Rechts oben in dem Häuschen befindet sich übrigens der Eingang zu Hölle.* Vielen Dank!

Dieser Eintrag ist ein update zu City of Satan.
*Bitte unbedingt das Soundfile in dem Zeitungsartikel auf der Seite hören.

Freitag, Februar 03, 2006

I predict a Streuselkuchen

So ist schöner als langweiliger englischer Indierock. Der Legende nach singt die Mutter eines Roadies in dem Chor. Schön.
via q1fanty

Donnerstag, Februar 02, 2006

Perversion und Neurose

Im I Cite-Blog gibt es eine interessante Kritik über Zizek's "Bodies without organs" von Dan Smith, auf die Zizek etwas schwachbrüstig, aber mit einem interessanten Kommentar über den Unterschied zwischen Neurosen und Perversion bei Lacan und Deleuze reagiert:

"Nowhere is this difference more palpable than in the different ways Lacan and Deleuze deal with the relationship between neurosis (hysteria) and perversion. Deleuze and Guattari ultimately condone the standard "libertarian" approach: neurosis (as exemplified by the feminine hysteria) is a compromise formation, a half-protest against the oppressive Law that simultaneously remains attached to it, while a perverse subject "goes to the end," directly enacting what the neurotic subject is only able to fantasize about. Lacan, however, restores hysteria to its Freudian place of honor, agreeing with Freud that a perversion, far from directly displaying the unconscious, blocks the access to it most thoroughly—nowhere is the unconscious more occluded than in perversion."

Die Frage stellt sich für mich, ob die Perversion noch einen anderen Zweck verfolgt, als das Unterbewusstsein zu blockieren. Ausserdem: Aus welchem Blickwinkel blockiert es dieses? Für das Subjekt selber oder für den Aussenstehenden? Liegt dann das Lacan'sche reale im Unterbewusstsein? Ich hatte immer vermutet, das es eine nicht-ontologische und damit auch unlokalisierbare Qualität hat.

Sex Offender - The Map

Offenbar hat die Einführung von Google Earth ein Bedürnis geweckt, das bislang nicht bekannt oder zumindest grob fahrlässig unterschätzt wurde. Dabei gab es ja schon kurz nach der Erfindung des WWW Versuche, virtuelle Abbilder von Städten mit Werbung vollzumüllen, aber entweder war die Zeit noch nicht reif oder es fehlte einfach der reale Bezug via Satellitenbild mit Guck-Ma-Da-Wohnt-Tante-Erna-Effekt.

Zeitgleich mit dem neuen Google-Feature wurden Stimmen laut, die mit dieser Technik einen weiteren Schritt in Richtung Gläserner Bürger getätigt sahen. In den USA ist dies jetzt mit Family Watchdog zumindest für Leute, die sich an Kindern vergangen haben, etwas realer geworden. Hier kann man sich alle Sex Offender, die in der Nähe der eigenen Wohnung leben, auf einer Karte durch kleine, rote Kästchen anzeigen lassen. Klick man diese an, gibt's neben der genauen Adresse und weiteren körperlichen Merkmalen auch ein nettes Bild.

Der Amerikaner an sich findet Öffentlichkeit ja eigentlich super. Schon von Kindesbeinen an muss er vor allen aufstehen, die Hand auf's Herz leben, Zeugnis ablegen und sich anglotzen lassen. Vielleicht prädestiniert ihn das auch eher für diese Wiedereinführung des Prangers, der seit Mitte des 19 Jahrhunderts weltweit geächtet wird.

Das Problem an dieser ganzen Geschichte ist natürlich ihre Ambivalenz. Unzweifelhaft ist es sinnvoll, solchen Leuten aus dem Weg gehen zu können und je mehr Informationen man hat, desto besser kann man seine Kinder vor diesen Schweinen schützen. Aber was war das nochmal mit der Würde jedes Menschen, die unantastbar ist? Wurden nicht für Leute, die nicht mehr sozial tragbar sind, diese Gefängnisse gebaut?

Und vor allem: Öffnet das nicht dem protofaschistoiden US-amerikanischen Gesinnungskontrollzwang ganz neue Möglichkeiten? Ich bin sicher, der nächste Patriot Act liegt schon in dem Schubläden und wer weiss, welche privaten Informationen sich dann so anklicken lassen werden - und wenn auch nur von behördlicher Seite.