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Montag, Oktober 31, 2005

TABOU TIKI COUNTRY NIGHT am Mittwoch



2,5 Millionen Menschen müssen nachts raus. Die werden sich nämlich gleich gegen 22 Uhr in den Tabou Tiki Room aufmachen (Maybchufer/Ecke Nansenstr.), denn yours truly hat wieder eine ganze Menge neuer, alter Platten, die er wie brennnede Arzneikürbisse in die Blasen des Publikums mit dem enorm guten 1A-Top-Geschmack zu schiessen gedenkt. Aufgelegt wird erstaunlich Erbauliches von 1926 - 2005, garantiert Garth Brooks und Truck-Stop frei. Mit dabei sein wird auf jeden Fall Patsy Montana, denn die Gute war die erste Countrysängerin, die mehr als 1 Million Singles verkauft hat, und zwar mit dem Titel "I wanna be a cowboy's sweetheart", der, dem Himmel sei's gedankt, so rein gar nichts mit "Ich will 'nen Cowboy als Mann" zu tun hat. Aber hört selbst!

pic credits

Donnerstag, Oktober 27, 2005

Strindberg & Helium


Wenn da man nicht Drogen im Spiel waren...

Strindberg & Helium

Mittwoch, Oktober 26, 2005

Dimensionsverstimmung

Ich war schon des öfteres darüber verstimmt, dass es nicht Möglich ist, mir andere als die üblichen 3+1 Dimensionen vorstellen zu können. Dabei mangelt es mir eigentlich nicht an Phantasie; mit etwas gutem Willen und Alkohol ist es mir ein Leichtes, mir jede abartige, kranke Scheisse vorzustellen. Nur mit den verfickten Dimensionen quäle ich mich schon seit Jahren. Doch gestern abend kam auf NDR Abhilfe in Form eines Berichtes über die Superstring-Theorie.

Superstring-Theoretiker müssen sich, so behauptete jedenfalls der Mann im Fernsehen, mit bis zu 11 Dimensionen herumschlagen, damit ihre komische Theorie überhaupt einen Sinn ergibt. Ich male mir jetzt mal bewusst nicht aus, was passieren würde, wenn ich mir als Begründung für jeden Quatsch, der mir durchs Hirn schiesst, eine extra Dimension erfinden würde. Jedenfalls wird immer behauptet, diese zusätzlichen Dimensionen spielten nur in der Mathematik ein Rolle und seien für normale Nullen eh nicht zu erfahren. Trotzdem wurde versucht, den Komplex irgendwie anschaulich zu machen, was - zumindest bei mir - erstaunlich gut klappte.

Die 3 normalen Alltagsdimensionen sind ja hinreichend bekannt. Man kann sich zu jeder Zeit nach vorne, hinten, rechts, links, oben und unten bewegen. So wurde statt des Wortes "Dimensionen" der Begriff "Freiheitsgrade" eingeführt, und angenommen, das "Dimensionen" im Prinzip nur ein anderes Wort für die Möglichkeiten der Bewegung ist. So erscheint auch verständlich, dass die Zeit keine vollwertige Dimension sein kann, da wir uns in diesem Universum nicht frei darin bewegen können, sondern ihrer Linearität ausgeliefert sind.

Laut der String-Theorie bestehen die Elementarteilchen aus den sog. "Strings", die in verschiedenen Zuständen schwingen können und dadurch in der Lage sind, die Eigenschaften der verschiedenen Elementarteilchen anzunehmen. Diese Strings können sich mit einer Extraportion Milch auch zu einer Membrane, "Brane" genannt, aufblähen und es steht zu vermuten, das unser gesamtes Universum auf einer solchen Brane liegt - neben unzählen anderen, auf denen sich ebenfalls andere Universen befinden, die mit dem unsrigen von fast alles bis zu noch nicht mal die Naturgesetze gemeinsam haben.

Normale Strings sind fadenförmig und haben zwei Enden, mit denen sie fest auf unserer Brane verankert sind und diese auch nicht verlassen können. Daneben gibt es aber auch eine Sonderform, das Graviton, das Ringförmig angelegt ist und das zwischen den verschiedenen Branes umherwandern kann (was auch erklären würde, warum die Gravitation eine so unendlich kleinere Kraft ist als der Eletromagnetismus, da die Energie nicht auf einer Brane fixiert ist). Und siehe da - schon hat man wieder eine Dimension - oder ein Freiheitsgrad - mehr! Eine andere Dimension könnte die Freiheit von Strings sein, zwischen den verschiedenen Elementarkräften zu wechseln. Heute ein Graviton, morgen ein elektromantetisches Partikel.

Das solcherlei zumeist ausserhalb des menschlichen Erfahrungshorizontes liegt, ist eigentlich klar. Mein Fehler war wohl immer, von einer erlebbaren Qualität weiterer Dimensionen ausgegangen zu sein.

Booze & Pussy

Korkenknallen: Google findet das Haarbüschel, wenn nach "Kokain verstecke" und "Dessous schon angehabt" gesucht wird. Mehr erwarte ich nicht vom Leben.

Dienstag, Oktober 25, 2005

Zeitverbrauch

Schlaf ist ja Quatsch an sich. Weil: Warum? O.k., klar warum, aber muss das so lange sein? 8 Stunden? Hier gibt's eine Möglichkeit, den Unfug so minimal als möglich zu halten. Jetzt muss ich also nur noch speedreading lernen und vielleicht mal den Luftdruck meiner Reifen erhöhen und schon bin ich den anderen Schwachmaten einen halben Tag vorraus. Man vermag sich nicht auszumalen, was man mit der gewonnenen Zeit anstellen könnte! Warum kann mein zeitverschwendenender iPod den ganzen Mist nicht einfach auch doppelt so schnell abspielen? Dann könnte man noch mehr Musik hören! Alle Bürgersteige zu Förderbändern, Höflichkeit hält eh nur auf in Konversationen und solche langen Wörter wollen wir hier auch nicht mehr sehen, in der Zeit könnte man schon wieder etwas anderes sagen wenn man seinen job behalten will muss man sich schon was anstrengen od. glbst du d. Welt würd. auf d. warten, sucker? Und schon haben wir eine neue Maßeinheit: das Tempü! The Haarbüschel verbraucht gerade 1,45 Tempü/Tag! wichtigkeit der tätigkeit von 1-10 durch dauer mal 24 oder adersrum je nach tageszeit. ich war ja auch schon gestern hier.
(via ukkult)

NP: Stanley Brothers - Life of sorrow

Samstag, Oktober 22, 2005

Heute Nacht.

Ich wollte mir die Haare schneiden lassen und machte einen Termin. Ich hatte wohl erwähnt, dass ich gerne auch eine neue D-10 Promat Pedal-Steel mitnehmen wollte, denn mein Friseur war auch Pedal-Steel Händler und redete während des Schneidens von nichts anderem. Er führte mir sogar Promat's Version des Push-Pull-changers vor und ich fühlte mich mehr und mehr beklommen, da ich überhaupt kein Geld für eine neue Pedal-Steel hatte und mir in diesem Falle auch nicht unbedingt ein Modell der Firma Promat hätte zulegen wollen.

Als die Frisur dann fertig war, sagt ich dem Mann, dass das wohl noch dauern würde mit der Gitarre, denn ich hätte gar kein Geld, worauf er sehr ungehalten wurde. Dann kam mein Vater und holte mich ab.

Freitag, Oktober 21, 2005

The Handsome Family



Ich denke, es wird im Herbst 2000 gewesen sein. Ich hatte einen Bademantel an, damals noch in der Urbanstr., und litt an einer Krankheit, die mir das Hirn ordentlich vernebelte (damals brauchte ich da noch eine Krankheit zu...) Jedenfalls hatte ich Fieber und durchmass den grössten Teil des Tages predigend und gestikulierend meine Kemenate. Dabei hörte ich fast ständig "In The Air" der Handsome Family, was meinem Geisteszustand wohl auch nicht förderlich war.

Eines Tages setzte ich mich dann vor den Rechner und schrieb eine mail an Rennie Sparks, der Sängerin und Texterin der hübschen Familie, in der ich ihr detailliert Auskunft über meinen momentanen Zustand gab und ihr meine TOP 10 der Fieberträume schilderte. Zu meinem grossen Erstaunen bekam ich nach ein paar Tagen eine mail von ihr zurück, in der sie über ihren letzten Traum schrieb. Soweit ich mich erinnern kann handelte er davon, dass sie sich eines Tages auf einer Insel wiederfand, die nur von Hunden bewohnt wurde, und auf der sie mehrere Abenteuer zu bestehen hatte.

Wir hatten dann noch ein paar mal gemailt, aber der Kontakt ist dann nach meiner Gesundung irgendwann eingeschlafen. Seither habe ich ständig versucht, Konzerte der Family zu besuchen, aber bizarrerweise hat es bislang nicht ein einziges Mal funktioniert. Immer war ich entweder krank oder nicht in der Stadt. Irgendwann schilderte ich ihr dann nochmal mein Leid und sie schrieb zurück, dass sie sich nach dem letzten Konzert betrunken auf einem Ostberliner Friedhof verirrt hätten und da stundenlang nicht mehr rausgekommen seien.

Wundern sollte einen das aber eigentlich nicht. The Handsome Family sind wohl die einzige Band, die Greil Marcus "altes, unheimliches Amerika" in die Neuzeit transportieren konnten, ohne dabei zum Pseudo-Authentischen Witz zu werden. Um das zu erklären, muss man nicht nur einige Jahre, sondern eine ganze Welt zurückgehen.

Im Jahre 1952 veröffentlichte der Spinner, Hobbysatanist und Experimentalfilmer Harry Smith seine "Anthology Of American Folk Music", eine Auswahl aus seiner über 20.000 Stück umfassenden Sammlung alter Schellackplatten der 20ger und 30ger Jahre. Diese Anthology wurde innerhalb kurzer Zeit zum einflussreichsten Tondokument ever, konnte man doch nun konzentriert Aufnahmen zumeist vergessener Folk- und Bluesmusiker hören, die trotz der relativen zeitlichen Nähe in einem Amerika gelebt hatten, das in dieser Form nicht mehr vorhanden und grösstenteils bereits vergessen war. Thema waren plötzlich nicht mehr die heroischen Errungenschaften schreckensloser Landsleute oder eine abstrakte Annährung an die Great Depression; hier fingen die Menschen selber an, zu erzählen - hundsarme Bergarbeiter wie Dock Boggs, der darüber verzweifelt, wie er das Kind durchbringen soll, nachdem die Liebste ihn verlassen hat, viele Geschichten von Liebe und Mord, aber auch groteske Lachnummern wie Coley Jones' Drunkard's Special lassen erahnen, wie anders das damalige Lebensgefühl durch die tägliche Präsenz von Hunger, Tod und genereller Unsicherheit für viele Amerikaner gewesen sein muss. Der Mythos bekam plötzlich eine Stimme.

Hört man diese Aufnahmen heute, muss man sich mitunter fragen, ob das wirklich erst vor 70, 80 Jahren gewesen sein soll, oder ob es da nicht um eine andere Welt und Gesellschaft geht, zu der man heute keinen Zugang mehr bekommen kann, da sich eben nicht nur die Lebensumstände, sondern auch das Bewusstsein grundlegend geändert hat. Auch für Dylan und seine Kollegen dürfte die Anthology eher etwas von einer mythischen Sage gehabt haben, die sich vielleicht von der Illias dadurch unterschied, dass einige der Interpreten tatsächlich noch lebten (und durch das Folk Revival der 60ger auch wieder Aufnahmen machen konnten).

The Handsome Family nun setzen genau an der Schnittstelle der mythischen Verklärung Amerikas an und legen sie wie eine Schablone auf die heutige Zeit. Die Ritzen, dunklen Ecken und Ungereimtheiten werden bei Ihnen zur Frage, ob das, was diese mythische Sicht auf die Dinge damals ausgemacht hat, nicht vielleicht doch weiterbesteht; ob das rationale Denken nicht eine Ablösung des Barthes'schen Mythos als Sprache ist sondern vielmehr eine blosse Alternative, die zum herrschenden Signifikanten wurde.

Rennie und Brett Sparks wissen natürlich um die vielen Fallen, in die man bei dieser Sicht der Dinge tappen kann. Pseudo-Authentizität ist da vielleicht die naheliegendste, doch hat die Familie da einen eingebauten Filter. Ihre CDs werden nicht vom Fake-Geknister alter Aufnahmen begleitet und es wird auch nicht ausschliesslich auf uralten Instrumenten gespielt. Ganz im Gegenteil. Produziert wird digital im heimischen Wohnzimmer mit Pro-Tools und jede ihrer CDs klingt auch so - Digital, fast steril und kalt. Dazu kommt noch Brett's klassisch ausgebildeter Bariton, der ihrer Musik sofort jeglichen Anflug von Lo-Fi und Retro-kekuschel nimmt. Dabei kommt durchaus klassisches Country-Instrumentarium wie Banjo, Autoharp und Lap-Steel zu Einsatz, das aber teilweise recht einfach gespielt wird - hier tobt sich niemand am Banjo aus, weil man das in diesem Kontext ja mal könnte. Auch für Esoteriker gibt es hier nichts zu holen, was man bei der Rätselhaftigkeit der Texte mitunter vermuten dürfte. Zu absurd und nicht selten schlichtweg lustig sind die Texte, was schon auf der Kontaktseite ihrer website deutlich wird: "Please refrain from gathering outside our house with pitchforks and torches."

Einer meiner Liebslingssongs- und Texte ist "The Bottomless Hole" auf ihrer letzten CD "Singing Bones", an dem viel von dem vorher gesagten deutlich wird:


My Name I don't remember
though I hail from Ohio
I had a wife and children
Good tires on my car
What took my from my home
And put me in the earth
Was the mouth of a deep dark hole
I found behind my barn

We'd been filling it with garbage
for as long as you can tell
Kitchen scrubs and dead cows
Tractors broken down
But never did I hear
One thing hit the ground
And slowly I came to fear
That this was a bottomless hole

I went out behind the barn
And stared down in that hole
Late into the evening
my mind could not let go
So I got out my ropes
and a rusty clawfood
And I ring myself a chariot
To ride down in that hole

My wife she did help me
She fed my down that rope
And then I sunk away
from the surface of this world
With the last rope pulled tight
I had not reached the end
And in linger I swung there (?)
Down in that darkened pit

So I got out my knife
I told my wife goodbye
I cut loose from the ropes
And fell all down that hole
And still I am there falling
down in this evil pit
But until I hit the botton
I won't believe it's bottomless


In ganzen Bereich der alternative-country bands, Neo-Folkies und Americana-Combos sind The Handsome Family wirklich einzigartig. Ihnen kommt man weder mit Traditionalismus, noch mit Authentizität oder Dilettantismus bei - Hier geht es schlicht um einen Blick auf die Welt, der nicht auch zugleich Interpretation ist.
Für
  • Boogie

  • Donnerstag, Oktober 20, 2005

    Country Feedback

    Zu den wenigen Freuden, die mir in meinem Eremitendasein auf einer Nebenkuppe im Himalaya gegönnt sind, gehört das Country-Platten sammeln. Das passiert vorzugsweise über ebay und erstreckt sich ausschliesslich auf Vinyl-LPs. Es ist ja immer noch so, dass Country Music von der Mehrzahl der Bevölkerung als musikalisches Equivalent von Pest, Cholera und Darmverschluss empfunden wird, und wenn ich ganz ehrlich bin, dann hat die Mehrzahl der Bevölkerung in diesem einen, einsamen Punkt auch mal nicht ganz unrecht: Da ist schon viel Scheisse dabei.

    Schaut man sich die Auktionen an, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das die Leute, die sich das hierzulande trotzdem anhören, grösstenteils an Hirnerweichung leiden. Neben tollen, alten Platten von Big Bill Lister oder Charline Arthur werden dann auch gerne und häufig Schlager-LPs angeboten, die von deutschen Musikern mit Hut eingespielt wurden. Das jemand ernsthaft glauben könnte, es handele sich bei diesen Erzeugnissen um etwas, das auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit Country & Western hat, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren! Oder so.

    Heute kam wieder ein Päckchen mit einer kleinen Sammlung, die ich billig bekommen konnte. Ich hatte die 12 Stück eh nur wegen vier bestimmter LPs gekauft, aber den anderen Schmuh bekommt man dann ja auch immer mit. Und ich bin einfach zu höflich, den Verkäufer zu bitte, den Rest doch bitte gleich in die Tonne zu treten, zumal der Versand nicht billiger werden würde.

    Die 4 LPs, auf die ich mich schon gefreut hatte, sind diese:

    Merle Haggard - "The fightin' side of me"
    Amerikanische, leider sehr dünne reissue- Capitol Pressung. Hatte ich schon auf CD, aber für 2 EUR sage ich da natürlich nicht nein. Live-Aufnahme aus Philadephia von Anfang der 70ger, mit Bonnie Owens und den Strangers. Zusammen mit der anderen Live-Platte von ihm aus dieser Zeit gehört diese LP zu den besten Live-Platten der Country Music. Und Bonnie Owens vergisst den Text zu "Philadephia Lawyer".

    Jack Clement - "All I want To Do In Life"
    Von 1978. Kannte ich noch nicht, aber Jack Clement ist im ungünstigsten Fall zumindest interessant. Ausserdem spielt Grady Martin Gitarre und Lloyd Green Steel. Scheiss Cover, aber.

    Duelling Banjos - "Deliverance OST"
    Mir auch noch nicht bekannt, weder Musike noch Film. Von 1973.

    Maurice Anderson - The Universal Direction"
    Maurice Anderson ist eine wahre Legende der Pedal-Steel Guitar, zu deren Entwicklung der mit der Firma MSA massgeblich beigetragen hat. Er ist ein Pionier des 12-saitigen "Universal"-tunings (Universal, weil die Möglichkeiten beider 10-saitigen Hälse in einem kombiniert werden) und so handelt es sich hier um eine Art Pedal-Steel Gospel-showcase. Ultraseltenes Stück, sogar mit Original-Autogramm. Ha!

    Der traurige Rest;

    Country Welcome - VA
    Sampler mit zu erwartendem Scheiss.

    Country Music - va
    Italienischer Sampler mit der zu erwartenden Scheisse.

    Sammy Barbot - "New Mexico"
    12" Maxi aus Frankreich. Das Cover ziert ein Gemälde eines Sombrero-Mexikaners, der an dem "New Mexico"-Wegweiser Siesta macht, inkl. über dem Bauch gefaltenten Hände. Rechts ein grosser Kaktus, in der Mitte 4x ein tanzender Neger (Mr. Barbot?). Pleeeeze!

    Rodney Lay - "Silent Partners"
    Mann steht an einer Telefonzelle und liesst Zeitung, Frau sitzt dahinter in einem Taxi mit offener Tür und spreizt die Beine. Von 1981. Bild mit Weichzeichner. Der nächste, bitte. Aber halt! Wer hat's produziert? Boomer Castleman! Der Erfinder des Palm-Pedals. Da kann dann Boogie noch was drüber dozieren.

    Billie Jo Spears - The Billy Jo Singles Album"
    Na, so toll war Ms. Spears auch nicht. Und "That's What Friends Are For" ist nochnicht mal drauf. Pfui! Dafür kann man sehen, warum Ms. Spears damals dringend einen Stylisten hätte gebrauchen können. Aber egal: Was zählt ist auf'm Teller!

    The Oak Ridge Boys - Fancy Free
    Yak! Ich habe schon eine best-of und da gibt es exakt 1 guten Song drauf. Und die hier ist sogar aus den 80ger! Da rettet auch das schöne Photo eines 1929ger Duesenberg nichts mehr!

    Country Fame - va
    Erträglicher Sampler. Mit Shel Silverstein. Aus Italien.

    50 Years of Country Music - va
    Immerhin mit "Whabash Cannonball" von der Carter Family.

    Bon Jovi: Gefangen in der Doppelhals-Hälfte.

    Gestern habe ich beim zappen zufällig das neue Video von Bon Jovi gesehen. Dabei habe ich etwas gespürt, was mich nicht häufig beim betrachten von Musikvideos überkommt: Mitleid. Sie sehen natürlich immer noch blendend aus, all-american boys mit Schüttelmähne und Blendaxlächeln, etwas in die Jahre gekommen, aber hey, jetzt noch interessanter und erfahrener! Aber hat ihnen keiner gesagt, dass sich die Welt in den letzten 15 Jahren irgendwie weitergedreht hat? Das hymnischer Riff-Rock, Wackelkameraverfolgung der "Boys" beim strollen durch L.A., filmen der Band beim "abrocken" auf der Bühne und solche Scherze zur Ikonographie der 80ger gehören? Das, wenn man schon sowas machen mus, da zumindest eine Ironie-Ebene reingehört, wobei Ironie ja zur Geistesausstattung der 90ger gehörte und Camp mittlerweile sowas von over is, dass man es am besten einfach... sein lässt?

    So wirkte das ganze wie ein trauriger Haufen von Tüpen, die sich nicht damit abfinden können, das die Welt nicht auf sie wartet. Aber das schlimmste war die Klampfe von diesem Gitarristen.. Ritchie Sambora? Wieso kenne ich diesen Namen? Egal.
    Eine '52 reissue Tele in butterscotch blonde ist m. E. eine der schönsten Gitarren ever... aber nicht in DOPPELHALS-AUSFÜHRUNG! Hat der denn gar nichts verstanden? Himmeldieberge! Warum spielt er nicht diese häßlichen Ibanez-Teile mit dem eingebauten Wegwerf-Griff, die wurden doch extra für Helden wie ihn entwickelt?

    Mittwoch, Oktober 19, 2005

    No Country. No Night.

    Heute gibt's keine Tabou Tiki Country Night. Schnupf.

    Jens Bonnke and his spanking penguins



    Jens' merkwürdige, kleine Welt wird bevölkert von Dingen, die eigentlich niemals hätte existieren dürfen. Dinge, die rauskommen, wenn man sie wörtlich nimmt und die dann keinen Bock mehr haben, wegzugehen, oder krumme Typen, die mal Mißverständnisse waren und es lieber gleich geblieben sind. Machmal sind seine Dorfbewohner auch soweit vom Stamm, dass man sich schon ein bischen strecken muss, bevor man sieht, wo die nu wieder herkommen. Trotzdem sehen die Tüpen alle aus, als ob sie dich gleich wieder in eine andere Richtung schicken wollten!

    Der Taschen-Verlag gibt jetzt ein fettes Kompendium über Illustration heraus und zurecht & verdientermassen hat Jens Bonnke dort ebenfalls Eingang gefunden. Bitte auch mal auf seine schöne website gucken.

    Das sagt der Verlag:
    "This comprehensive guide showcases 150 of today's best commercial and editorial illustrators from over 50 countries; each entry highlights examples of recent work and includes the artist's contact information, favorite media, awards, clients, and work philosophy. Look no further for what works and who's who in the world of illustration: it's all here." Bild und Text von der Taschen -website

    Dienstag, Oktober 18, 2005

    Ed Ward

    1998 war ich mal für die Gräflich von Mengersen'sche Dampfbrauerei Rheder auf der Popkomm, damals noch im heiligen Köln. An allzu viel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiss noch, das ich länger mit einem Typen da gesprochen habe, den ich nicht kannte. Er war Amerikaner und wir redeten wohl über, ähhh, Musik? Jedenfalls dauerte es einige Jahre, bis mir klar wurde, dass ich dortselbst von Labertasche deuxe Ed Ward zugetextet wurde. Ed ist ein prima Musik und Reise-Journalist, der auch mal für den amerikanischen Rolling Stone oder das in jeder Beziehung phantastische No Depression schreibt. Offenbar lebt er in Berlin, denn es gibt einen sehr lesenswerten blog von ihm namens Berlin Bites.

    NP: Son Volt - Okemah And The Melody Of Riot

    Montag, Oktober 17, 2005

    Stinkenase vs. Biertitten

    Heute hatte ich wieder Angst, eine Stinkenase zu bekommen. Ich will aber keine Stinkenase bekommen. Da hätte ich lieber Biertitten. Wenn Satan oder Angela Merkel mal vor mir steht und sagt, hör mal, Sportsfreund, Du hast ja enorme Massen an Scheisse produziert in deinem Leben, dafür gibt's jetzt entweder eine Stinkenase oder Biertitten, dann würde ich erhobenen Hauptes sagen; Bitte einmal Biertitten. Wenn's denn sein muss.

    Eine Stinkenase kriegt man, wenn man sich z.B. zuviel Kokain einverleibt. Dann stirbt was ab in der Nase drin, und das stinkt dann. Wenn man der einschlägigen Stinkenasen-Fachliteratur Glauben schenken darf, dann ist der Gestank nicht kompatibel mit sozialen Anlässen. Da steht dann jemand vor einem, und man denkt, aber hallo, der ist ja nett und spricht einen nicht gleich auf die Biertitten an und plötzlich merkt man: Oha. Da hat jemand aber keine Weise Entscheidung getroffen! Dann muss ich dem sozialen Anlass wohl leise Servus sagen. Was an sich ja eine noch perfidere Schweinerei ist, denn schliesslich hätte die Stinkenase das Weite suchen müssen! Man kann ihr natürlich auch einfach eine in die Fresse schlagen (Händewaschen nicht vergessen!) und sagen, so, Stinkenase, Du siehst jetzt mal zu, dass Du Land gewinnst! Aber das erregt die Aufmerksamkeit Unbeteiligter und wird mitunter stark sanktioniert. Oder schlimmer: Man wird angefeuert und findet sich dann in einem Stinkenase vs. Biertitten-Match wieder, wo Geldscheine in einen Topf geworfen werden, und wer dann auf den Sieger gewettet hat, darf das dann alles behalten. Nein nein nein, das ist keine gute Idee.

    Soweit ich die Stinkenasen-Diskussion verfolgt habe, gibt es dafür derzeit keine Heilung. Nasentransplantationen gehören meines Wissens noch nicht zum Standardrepertoire der Transplanteure, und wer will schon seine Nase spenden, dass sieht ja albern aus. Und wenn man dann nach dem eigenen Ableben vor Satan oder Angela Merkel steht, und man muss sich wieder einscheiden, würde aber aufgrund gewisser Umstände doch gerne die Stinkenase nehmen; tja, da hat man dann ausgeschissen. Man hat ja keine Nase mehr.

    Gar nicht einfach.

    Freitag, Oktober 14, 2005

    Tüpen neu und verbessert

    Wahrscheinlich liegts an der schlaflosen Nacht, aber wenn ich rechtsschreibministerialbeauftragter Dudenkönig wäre, würde ich verfügen, das "Typ" ab dem nächsten Ersten flächendeckend nur noch "Tüp" geschrieben werden dürfte, weil: Das ist viel lustiger.

    Ich schrieb schon, dass mir müde ist, gell. Heute abend ist die Record Release Party von Kieran McMahon, die zu veranstalten ich die Pflicht hatte und die letztlich meine Nerven mit den Nägeln hat am Putz kratzen lassen. Dabei ist das ja nicht das erste Mal, aber es war sicherlich am anstrengendsten. Nicht zuletzt Dank des unfassbar unfähigen Bookers des Zapata, wirklich, ich bin von diesen TÜPEN ja einiges gewohnt, aber so verpeilt habe ich eigentlich noch überhaupt keinen Menschen erlebt. Und dann noch mit den dümmsten Ausreden der Welt kommen! "Das mailsystem war kaputt". Yeah, right. Deswegen konntest Du mir über einen Monat den verschissenen Vertrag nicht schicken, Du... Du.... Vollbart!

    Nein nein nein, booken wird von Glitterhouse Ex-Praktikanten ja gerne als Beruf gewählt, aber ich schaffe das mental nicht. Aber was habe ich schon davon: Jetzt muss ich mich mit Schwätzern rumschlagen, die ein Vertrieb sein wollen, aber zu blöd sind, CDs zu verkaufen. Das "musicbiz" ist wirklich von allen Gebieten des Geldverdienes dasjenige, ist dessen morastigem Schlamm sich die allermeisten Dummschwätzer, Zeitverschwender und Nichtsnutze suhlen, in der tauben Hoffnung, ihre allegegenwärtige und umfassende Unfähigkeit liesse sich durch teilgeschicktes Dummfaseln und momentflexible Umverteilung von Verantwortung irgendwie kaschieren. Aber das liegt ja auch im System, so viele Leute sind am Marketing einer CD beteiligt, dann kann man ganz schnell mal auf Tauchen gehen und hoffen, das der Sturm über einen wegfegt.

    Gutes Personal ist heutzutage so schwer zu finden.

    Donnerstag, Oktober 13, 2005

    Preussisch Angst



    Hat Tina geknipst, in Strausberg. Interpretationsvorschläge sind willkommen.

    Dienstag, Oktober 11, 2005

    I need some fine wine and you, you need to be nicer

    Und da ich ja gerade mal bei den Cardigans war, will ich auch noch das neue, schöne Video nachreichen. An die kommt eh nix dran. Ja, da bin ich dann eben auch Fan von, verdammt nochmal.

    Für die ziemlich genau wissen, wie.

    Ich will nicht mehr über Musik schreiben. Das bringt mir keinen Spass und nur selten Erkenntnisgewinn. Ich meine, hat schonmal jemand in der letzten Zeit die Spex gelesen? Oder den Rolling Stone, Pool aller Armseligen? Spex war gut und auch wichtig in den 80gern, als Diedrichsen, Drechsler und Koether angefangen haben, mit Theoriekanonen auf bis dato als Spatzen missverstandene popkulturelle Ereignise zu feuern; ob die Rolling Stone'sche "Rockschreibe", die ja immer noch gepflegt wird und hauptsächlich aus Schilderungen vom "Abhängen mit der Band" besteht, damit etwas von deren Glanze auch auf das Würstchen fallen möge, jemals irgendeine Berechtigung hatte, wage ich mal nicht zu beantworten.

    Nein, was soll man da auch schon schreiben. Trotzdem muss ich eine kleine Ausnahme machen.

    Ich bin ja auch selten so richtig Fan mehr, wobei, was ist das denn eigentlich, Fan sein, muss man da den grössten Quatsch abnicken, weil man das eben so beschlossen hat? Ich weiss es nicht. Was ich aber weiss, ist, das mir der Song "Wette unter Models" der Kölner Combo Erdmöbel vor einigen Jahren eine Menge bedeutet hat. Ich war mit Nils und Claudia und vielleicht auch dem Meester über Sylvester in Holland am Meer, und ich glaube Nils hatte die CD dabei. Der Song klinkte sich ganz gut ein mit dieser Zeit, aber ich habe den Rest der Platte nicht mehr auf dem Schirm.

    Vor 2 Jahren dann, nachdem ich mich zwischendurch schon gefragt hatte, ob's die eigentlich noch gibt, kam dann "Altes Gasthaus Love" und verband sich wieder auf's Innigste mit einem der schönsten Urlaube, die ich bislang die Freude hatte machen zu dürfen. Tina und ich wollten weg, wussten aber nicht, wohin, und da hatte uns jemand aus der taz den Tip gegeben, es mal in einem umgebauten Ziegenstall eines Pärchens in Deia auf Malle zu versuchen. Das war dann wirklich, als ob jemand unsere Wünsche ausgelesen und dies Dorf für uns dahin gebaut hätte. Da sassen wir dann also immer vor unserem Stall und hörten neben den Cardigans das Alte Gasthaus, und das war mindestens so gut wie Deia selber.

    Jetzt haben sie also mal ganz schlank das nächste Meisterwerk produziert und gestern habe ich sie endlich mal live gesehen (das Konzert bei diesem Chanson-Quatsch im BKA letztes Jahr zählt nicht). "Die Nicht Wissen Wie" heisst die neue Platte und es geht weiter in jede Richtung. Markus Berges schreibt Texte und Songs, die vor ihm keiner so geschrieben hat und die m.E. erstmalig deusche Schrpak und Lied komplett zu einer Einheit amalgamieren, ohne, dass da eine Seite zu kurz kommt. Während Danny Dziuk sich eher amerikanisch geprägtem Liedgut verpflichtet fühlt und da auch Beachtliches leistet, machen Erdmöbel Musik, die sich aus geographisch nicht mehr verortbaren Quellen speisst. Ich höre zwar Bacharach und Robert Wyatt und Costello, aber zumeist auch nur in aufgelösten Spurenelementen. Kategorien wie "Zeitlosigkeit" und "Stil" haben da ihre Berechtigung vorloren, das ist alles völlig nebensächlich. Vielleicht kann man sogar behaupten, hier geht es mehr um den Moment als um das Leben und den ganzen Rest. Nie schreibt Berges etwas, das einen zu Gefühlen oder Interpretationen zwingen würde, und mir geht es manchmal in der Tat so, das ich bei jedem Hören neu Position zu den Songs beziehen muss. Sie sind eigene, kleine Reiche, da kann man auch nicht mit irgendwelchen Quengelein kommen, von wegen, die Gitarre/Posaune/Orgel da ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss. Quatsch. Das ist dann einfach da, und macht genauso Sinn.

    Die andere Frage ist dann, wie machen die das live? Kann das überhaupt funktionieren? Klar kanns. Erdmöbel sind live schlicht genauso gut wie auf CD. Auch oder weil viele Songs leicht anders gespielt werden, und wenn ich mir die Band da oben auf der Bühne angucke, kommt mir der Gedanke, dass da Leute etwas machen, dass dermassen kongruent ist, dass ich schon fast freiwillig in die Authentizitäsfalle zu tappen bereit bin. Und dann sind die auch noch total nett. Wäre aber auch komisch, wenn das anders wäre. Wie man dabei Kicker spielen kann, bleibt mir ein Rätsel, lieber Captain.

    Ich hatte mich schon ein paar Mal gefragt, ob die wissen, wie gut sie sind. Nach dem Dauergrinsen von Ekimas, dem Bassisten und Produzenten gestern bin ich mir sicher, dass sie eine ziemlich klare Vorstellung davon haben.

    Auch das noch.

    Erdmöbel live:

    11.10.05 Göttingen - Osho
    13.10.05 Bremen - Lila Eule
    14.10.05 Rostock - Mau Club
    15.10.05 Magdeburg - Projekt 7
    17.11.05 Aachen - Jakobshof
    24.11.05 Bonn - Harmonie
    16.12.05 Köln - Kulturkirche

    Donnerstag, Oktober 06, 2005

    Lachen & auch denken (!!!)

    Lustige Lebensweisheiten finden sich da. Die mag das Haarbüschel. Wirds heute noch den ganzen Tag drüber kichern.

    1. It may be that your sole purpose in life is simply to serve as a warning to others.

    2. Before you criticize someone, you should walk a mile in their shoes. That way, when you criticize them, you're a mile away. And you have their shoes.

    Tiki-Schwermut

    Gestern wieder Country-Platten aufgelegt. Oder zumindest Platten, von denen ich in dem Moment dachte, dass ist jetzt Country. Musikstile sind ja nicht auf immer festgelegt, dasselbe Stück kann ja heute Rock und Morgen Polka sein. Dadurch hat die Jugend ja jetzt das Problem, dass sie beim Aufstehen überhaupt nicht mehr weiss, zu welchem Teil der Jugendbewegung sie gerade gehört. Und wenn sie das dann meist gegen Mittag rausgefunden hat, dann kann es sein, dass ihr Subgrüppchen an dem Tag total krass unhip ist. Wie jetzt so Hip-Hop, hört ja kein Mensch, kauft keiner mehr Platten mit Hip-Hop drauf. Aber morgen vielleicht wieder. Da ist er dann deprimiert, der Jugendliche, aber der darf ja wissen: Das kann auch GANZ schnell wieder anders sein.

    War aber wieder schön gestern. Viele Leute da, auch Ch. und T. Hatte etwas Ärger mit der Technik. Behringer Mischpulte sind echt voll krass unhip. Mistige Viecher. Kratzen und machen Geräusche. Solln aber nur mixen.

    Gegen halb 2 war keiner mehr da und Noah, der krass hippste Barman überhaupt aus Nevada hat dann einfach so die Big Time aufgelegt. Dann kam "Falling Down" und da dachte ich so, man, dachte ich, das hättste dir alles sparen können heute abend. "She wants you to steal an get caught / She loves you for what you are not / falling down". Das war dann in dem Moment so dermassen krass Country, da kam nichts dran von dem anderen Zeug davor.

    Schade, das das keiner mehr kauft heute, so Platten mit Country drauf. Aber vielleicht morgen wieder.

    Mittwoch, Oktober 05, 2005

    Stromberg. Das Arschloch, exposed.

    Ich kann diese ganze Comedy-Scheisse nicht mehr ertragen. Neulich habe ich bei meinem Vater eine geballte Ladung "Niedrig und Kuhnt" und "K11" ertragen müssen und mich gefragt, ob das jetzt eigentlich auch Comedy ist und ich lachen sollte, weil, da werden ja alte Spässeken-Methoden auf einer anderen, schauspielerischen Ebene verbraten, wie, völlig Inkompetent sein, aber trotzdem so tun, als wüsste man, was man tut (Bouvard & Pecuchet!), oder, aber, vielleicht ist es auch nur das, heutzutage reicht ja Geistesminimalismus komplett aus, um alles Mögliche zu rechtfertigen, nicht wahr, Stefan Raab, das kommt davon, wenn sich Metzgergesellen zu Höherem berufen fühlen.

    ABER! Neulich entdeckt, ich konnte mein Glück kaum fassen: Stromberg, Sonntag abends irgendwo, aber regelmässig. Stromberg ist Abteilungsleiter einer Versicherung, gezeigt werden tagesnormale Büroszenen, meist eingeleutet durch den Blick auf eine langsam sich füllende Kaffeekanne, was allein schon alle Tristesse in sich zu komprimieren scheint. Alles ist pseudodokumentarisch, die Kamera immer unsichtbar, manchmal auch weit weg hinter einer Brüropflanze. Hin und wieder gibt es kleine Interviews mit den durch die Bank exzellenten Darstellern, so ein bisschen Big-Brother mässig, aber natürlich viel authentischer als letzteres.

    Stromberg ist ein Arschloch, aber das schöne daran: Er macht sich, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Arschlöchern, komplett angreifbar, weil in der Figur alle Lücken und fehlenden Übergänge zu sehen sind, die normalerweise zu verbergen des Arschlochs anstrengenste Aufgabe ist. Es ist nicht nur seine Inkompetenz im Beruflichen, er versteht seine Rolle komplett falsch, projeziert seine eigene Dämlichkeit auf andere, läuft ständig auf und ist dann damit beschäftigt, duch Arroganz und falsche Ironie sein Gesicht zu wahren, was natürlich nicht klappt. Nie klappt. Trotzdem wird sich von seinen Untergebenen wie zu einem klassischen Arschloch verhalten, das gewohnte Reiz-Reaktions-Schema wird gnadenlos durchexerziert und bietet daher 1A Archloch-Erkenntnisgewinn.

    Christoph Maria Herbst, der Darsteller von Stromberg, ist sich dieses Zerwürfnisses bewusst und spielt die Figur mit der traumwandlerischem Sicherheit, die manchen früher nach der charakterischen Ähnlichkeit von Dargestelltem und Darsteller fragen liesse. Selbst in Szenen, in denen die Grenze eigentlich überschritten wird, hält er die Geschichte zusammen und nimmt sich den Raum, die Figur noch zu verfeinern.

    Auch, wenn Stromberg nur die Adaption einer mal wieder englischen Serie ist, kann man hier wirklich Eigenständigkeit und flächendeckende Grossartigkeit attestieren. Chapeau!

    Samstag, Oktober 01, 2005

    Tabou Tiki Country Night



    Werte Klickhuren,

    ich bin gerade zur Herbstfrische und nicht recht ganzkörperconnected und auch nicht recht schreibwillig, deshalb nur das Wichtigste in Kürze:

    Seit Ende letzten Jahres fahre ich alle zwei Woche in der schnuckeligsten Bar Berlins, dem Tabou Tiki Room, eine brutale Country-Anmache aus hinterwäldlerischem Banjo-Gepluckere und grenzpsychedelischem Steel-Geweine. Seit August war Sommerpause und ab nächstem Mittwoch, dem 05.10., gehts weiter. Ich würde mich freuen, wenn ihr kommt und zusammen mit eurem Mai Tai ein kleines Tränchen verdrückt. Die Carter Family kommt auch, Grey Delisle, Charlie Louvin und Dock Boggs wurden auch schon öfters gesehen.

    Take it away, Leon!