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Montag, September 26, 2005

Hundi weg.



Marcel! Aber echt jetzt! Das ist voll gemein, dem sein Hunt zu bahaalten. Gip in wieder!

Samstag, September 24, 2005

Hail to the NRA!

Waffen sind super. Pazifisten sind weichliche Kiffer. Wissen wir ja. Aber vor allem hat die Waffenlobby die lustigeren Vergleiche:

The U.S. Dept. of Health & Human Services says there are 700,000 physicians in America. Accidental deaths per year, caused by physicians, is 120,000. Accidental deaths per physician equals 0.171.There are 80,000,000 gun owners in the U.S. Yes, that's 80 million. Accidental gun deaths per year, all age groups, is 1,500. Accidental deaths per gun owner is 0.0000188.Conclusion: Statistically, doctors are approximately 9,000 times more dangerous than gun owners.

Wer kann mit soviel Liebe vorgebrachte Argumente schon mit schnödem Menschenverstand belästigen? Um hier mal die grossen Savoy Grand zu zitieren:

arm the lonely | now that you have so much time | you can use it | for the good of mankind | how did this come to seem so reasonable | you can have me in a matter of moments

Mittwoch, September 21, 2005

Das beste Tattoo der Welt.

Ist schon ein paar Jahre her. Ich wohnte noch noch bei meinem Vater in einem verschissenen Dreckskaff zwischen Köln und Bonn und ging eigentlich nie zu Aldi, an diesem Tag tat ich es, warum, ist mir entfallen. Ich ging also in den Laden, schob versonnen mein Wägelchen den Gang entlang, und da sah ich ihn. Vom Äusseren her vermutete ich mal ganz stark, dass er seinen Lebenunterhalt auf dem Bau verdiente. Er war ca. 50 Jahre alt, hatte eine Art Flanellweste an und stand mit seinen ca. 130 Kilo und den ultrakurzen Haaren vor einer Palette mit "Karlskrone"-Dosen. Mittlerweile werden die ja, glaube ich, komplett stillos in Plastikflaschen angeboten, was ja auch ganz gut zu Aldi passt. Ich passierte mit meinem Wagen seinen Rücken und warf noch einen Blick nach rechts - und da war es: Das Beste Tattoo Der Welt. Mitten auf diesem riesigen Oberarm hatte jemand im besten Knacki-Style mit blauer Tinte und offenbar nur einer blassen Erinnerung als Vorlage die Umrisse einer Bierdose gestochen. Und hatte es geschafft, auch noch den Karlskrone Schriftzug zu imitieren, wenn dieser gegen den Rand hin auch arg gequetscht werden musste. Aber er war lesbar.

Ich dachte während dieser Zeit häufiger mal daran, mir selber ein Tatto stechen zu lassen, musste mir aber eigentlich eingestehen, dass mir nichts gleichzeitig wichtig UND cool genug wäre, als das ich es der Welt mittels meines Körpers mitteilen müsste. Nach diesem Erlebnis allerdings hatte ich mich von dem Gedanken endgültig verabschiedet. Noch ehrlicher kann man wohl kaum werden. Und ein Tattoo, das hat doch irgendwie viel mit, ähh, Authentizität zu tun. Dachte ich jedenfalls. No?

Davor ist manchmal schon danach.

Man will es nicht glauben. Ein bissssschen Mühe kann nicht zuviel verlangt sein. Immerhin kann ich reinen Herzens behaupten: So scheisse war ich nie.

Dienstag, September 20, 2005

Are you looking at me?

Ich bin ja ein grosser Menschenangucker. Wenn ich unter Menschen bin, dann muss ich gucken, gucken, gucken, ins Gesicht, auf die Klamotten, alles scheint mir immer so viel sagen zu wollen, aber ich kann es nicht verstehen. Aber das ist ja vielleicht auch das Interessante daran. Oder ich verstehe eben doch, aber ich will es eventuell gar nicht wissen...

Als ich heute der diensthabenden Postangestellen den 25ger -Pack selbstklebende Briefumschläge zu 0,99 EUR reichte, fiel mir wieder auf, was ich schon seit langem hasse. Ich werde von den Verkäufer/innen nicht mehr angeguckt. So rapide abgestürzt im optischen Erträglichkeitskonsens kann ich nicht sein, meine Liebste küsst mich immer noch. Aber beim normalen Geldrübergereiche den Geldüberreicher in die Augen zu schauen, das sollte doch hinzukriegen sein. Schaffe ich ja auch. Mittlerweile muss man sich ja eh schon fast alles aus seelenlosen Automaten ziehen, damit wieder ein paar Arbeitslose mehr Nachmittagstalkshows gucken und sich vollaufen lassen können. Und wenn man schon nix über die Lippen bringt als "machtzwofuffzichtüte?", dann, bitte, bitte, GUCKT MICH WENIGSTENS AN. Die Kasse ist in 3 Sekunden auch noch interessant genug.

Richtig ekstatisch wird denn dann noch des öfteren, wenn ich es wage, etwas anderes ausser den mir staatlich zugeteilten Einkaufsfloskeln zu sagen. Vielleicht sowas von wahrer Geistespotenz zeugendes wie: "Ganz schön was los heute, oder?"
Vom langsamen Heben des Kopfes und einem Ausdruck totaler Fassungslosigkeit bis hin zu mehr Information als ich mir erhofft hatte sind eigentlich alle Reaktionen dabei. Die nettesten Verkäuferinnen sitzen übrigens bei Kaufland im Forum Neukölln; ich habe die Hoffnung, dass die meisten noch etwas anderes für ihr Leben geplant haben, als Schweinegeschnetzeltes auf einem Fliessband auf sich zurollen zu sehen. Das ist schon ein zertifizierter Kackjob, mögt ihr alle da so schnell als Möglich weg von kommen. Und zu Lidl gehe ich eh nicht. Aber mal gucken wär schon nett.

Herzlichst,
Travis Haarbickle.

Montag, September 19, 2005

I was a teenage superfreak.

Nachdem ich seit gestern Nacht ständig darüber und darüber kichern musste (nomma danke an trilusion), dämmerte es mir, dass ich dem Weltgeist Opfer und Lobpreis darbringen müsste, dass es von mir keine Bilder ca. 1986 gibt. Jaja, schon bekannt, dass die Adoleszenz in den seltensten Fällen die hübschesten Photos zeitigt, aber ich befürchte, das ich mich mit meinem damaligen Aufzug in der Schule recht locker als Freak qualifiziert habe. Und zwar bereits in der Vorrunde. Ich erinnere mich an Creeps (das waren so spitze Schuhe mit dicker Sohle), an Stretchhosen mit Leopardenmuster-Aufdruck und einem schwarzen Cord-Mantel, den ich meinem grossen Bruder aus dem Schrank geklaut habe. Alles gleichzeitig angehabt! Gehört und verehrt wurden die Ramones, Joy Division, Siouxsie and the Banshees und Alien Sex Fiend. Das bizarrste ist, dass man mich in diesem Outfit sogar mal zum Schülersprecher gewählt hat. Man kann sich denken, wer da noch so kandidiert haben musste.

Zwei Jahre später hatte ich dann die Ehre, die Schulabschlussrede halten zu dürfen und da hatte sich das Blatt kleidungtechnisch bereits gewendet, d.h. Miami Vice muss mit voller Wucht in mein noch weiches Hirn getreten sein. Es war, glaube ich, eine schwarze Bundfaltenhose, ein pinkes T-Shirt und ein silbernes Jackett, mit dem ich die Realschule verliess, um als anfangs veränstigter Parvenü auf dem Gymnasium nach Höherem zu streben.

Heute bin ich froh, wenn meine Jeans keine Schmutzränder hat und das T-Shirt nicht zu eng ist. Das Leben scheint einen wohl langweiliger zu machen. Immerhin trage ich just heute ein Bonnie `Prince`Billy / Matt Sweeny / Superwolf T-Shirt, auf dem eine schlecht gezeichnete Latex-Frau von einem Wolf sodomisiert wird und darunter steht: "You're fucked now."

Warum wird das Leben nicht auch einfach einfacher?

Sonntag, September 18, 2005

Nicht konsensfähig.

Temporärer Totalschaden: Wenn die Vor- und Nachbereitung länger dauert als die Durchführung. Aber so kann man ja nicht denken, wo kämen wir dann denn hin!

Donnerstag, September 15, 2005

Ein Fuß, wie er nicht sein soll.



Da muss ich jeden Morgen dran vorbei. Warum soll's euch besser gehen als mir?

Waldängste

Gerade sitze ich in der Küche, bin hundemüde vom Tag und trinke gezielt auf Bettschwere hin. Heute abend hatte ich noch ein Treffen mit meinem Managementopfer K., aber alles schleppte und zog sich und der Bratkartoffelversuch von heute Mittag will keine Ruhe geben. Hinter mir ist das Fenster offen und es bläst penetrant in den Rücken und zumachen ist blöd, weil ich erst die Katzengitter abnehmen muss, da friere ich lieber, und ich friere wirklich, und plötzlich ist sie da, die Erinnerung, wie eine Bewegung in den Augenwinkeln.

Ich muss noch sehr jung gewesen sein, vielleicht 12; es war wahrscheinlich meine Idee gewesen, auf eine Zeltlager-Freizeit zu fahren mit Menschen, die ich nicht kannte. Die Zelte waren auf einem Platz in der Nähe eines christlichen Erholungsheims aufgebaut, mitten in einem Wald. Ich weiss nicht, was wir da die ganze Zeit getrieben haben, irgendwelche Spiele wohl und ähnliches Zeug. Als besonderen Spass wurde uns die Einrichtung einer sog. Nachtwache verkauft; es wurden Zweierteams gebildet, die sich nach der Schlafenszeit alle zwei Stunden ablösen sollten, denn: Ein anderes Lager in der Nähe sollte uns angeblich in einer Nacht "überfallen", und das gelte es durch das Auslösen eines Alarms zu verhindern. Ausserdem musste alle halbe Stunde auf einem Rundweg "patroulliert" werden, um nach dem Rechten zu schauen.

Ich wurde dann also irgendwann von meinem Wachenvorgänger geweckt. Mein Teammitglied war ein älterer Junge, den ich noch nicht kannte und der so müde war, dass er sich im Küchenzelt sofort wieder auf eine Bank legte und wegnickte; dem ganzen Quatsch also die gebotene Wichtigkeit zumass. Aber was nimmt man mit 12 nicht alles ernst. Nach Ablauf der halben Stunde sah ich mich dann mit der Tatsache konfrontiert, die Patroullie durch den Wald alleine absolvieren zu müssen, da sich der Kollege nicht wecken liess. Ich versuchte, so erwachsen wie möglich zu sein, nahm die Taschenlampe und machte mich auf den Weg, und ich erinnere mich, dass mir wirklich unheimlich war. Kalt war es, der Rundweg führte recht weit vom Lager weg und liess einen das gesamte Areal umrunden, um schliesslich dann auf einem kleinen Trampelpfad wieder zum Ausgangspunkt zurückzuführen. Ich denke, ich werde mir den ganzen Weg eingeredet haben, das schon nichts passieren werde, was auch, die würden uns ja nie einer echten Gefahr aussetzen, aber der Wald macht nachts Geräusche, die ich nicht einordnen konnte. Das Licht der Taschenlampe liess alles noch verwischter aussehen und die Bewegungen sind nicht auszumachen.

Als ich dann wieder in die Nähe des Lagers kam, hörte ich Stimmen und sah Lichter, offenbar hatte ich etwas verpasst. Und tatsächlich: Der "Überfall" hatte während meiner Abwesenheit stattgefunden. Wasser wurde in Zelte gekippt, Heringe aus der Erde gezogen, Herumliegendes versteckt. Einen Alarm hatte es nicht gegeben, mein Kollege hatte es vorgezogen, tief und fest auf seiner Bank zu schlafen und sich bei Beginn des Spektakels wieder in sein Zelt zu verziehen. Als ich nun wiederkam fielen alle über mich her, da man mich für den feigen Versager hielt, die lieber abgehauen ist, statt heldenhaft für die Verteidigung es Vaterlagers zu kämpfen. Meinen Beteuerungen, ich hätte doch nur den mir befohlenen Rundgang gemacht, wurde nicht geglaubt und da ich noch nichtmal den Namen meines somnambulen Kollegen kannte, war es mit meiner Verteidigung nicht weit her und mein Sozialstatus verschwand auf nimmer wiedersehen in den Tiefen der Erde. Dabei hatte ich doch gerade erst brutalstmögliche Waldängste ausgestanden!

Ein paar Tage später holte mich dann mein einer grosser Bruder ab. Bis dahin war es nicht mehr dasselbe. Meinen Kollegen habe ich nie darauf angesprochen. In ein Zeltlager bin ich nie wieder gefahren.

Montag, September 12, 2005

Herzscheisse

Man wähnt sich im Frühling und die Vögel machen piep. Nachdem sich D. und A. auf der Einweihungsparty neulich als Küchenseperatisten geoutet haben und seitdem nur noch als "und" des Anderen fungieren, konnte ich die an diesem Wochenende T. und C. in den heiligen Stand der Nahrungsverweigerung überführen.

Eigentlich sollte T. nach im September/Oktober nach Weimar ziehen, um die dortige Töpferszene aufzumischen. Deswegen war Eile angesagt, liebe Menschen sind ja immer schneller weg als eine Packung Kippen bei kirchlichen Veranstaltungen. Meinem Vorschlag, man könne ja mal wieder tanzen gehen (Wobei ich bei solchen Veranstaltungen lieber trinke) wurde nicht nur von den üblichen Verdächtigen brav folgegeleistet; und da man sich nicht allzu weit vom Bassy treffen wollte, saßen wir dann Samstag abend in der Strandbar Mitte, ein so sandiges wie fürchterliches Plätzchen Erde, voll von in musikalischer Hinsicht vollkommen geschmacksfreien "Szenegängern", die nichts gegen einen Bierpreis von 3,50 pro Flasche einzuwenden haben. SOWAS IST KRANK! KRAAAANK! Ahem, Verzeihung.

Wir haben dann also etwas allgemeingeplänkelt und versucht, A. auf Englisch unsere Sicht der Bierpreisgestaltung näher zu bringen, denn die Schwedin verstand sich nicht gut auf's Deutsche. Nicht betrachtet hatte ich die Tatsache, dass sich T. und C. lediglich vor 2 Jahren mal auf einer meiner Partys über den Weg gelaufen sind und sich eben nun an diesem Abend erstmalig beschnuppern konnten.

C. gehört zu meinen ältesten lokalen Freunden, nachdem ich ihn mit seinem damaligen Duo "Lief" kurz nach meinem finalen Berlin-Umzug in einem alten, Zehlendorfer Kino konzertieren habe sehen. Es wurde "Lola rennt" gezeigt, und danach kamen diese beiden Gestalten auf die Bühne und spielten akustische Speedcore-Songs, die publikumweites Köpchenkratzen ausgelöst haben, mir aber den doofen Film mehr als erträglich machten. Mittlerweile ist er Vorsitzender der Knüppelkollegen von Kint und als solcher in der Lage, komische Geräusche mit seiner Kehle zu machen. Ausserdem ist der der einzige mir bekannte Mensch, von dem ich eine telefonische Einladung zum sonntäglichen "Makrönchenbacken" akzeptiere.

Von T. bekam ich im Sommer 2002 eine mail. Sie habe gerade in Nashville eine auf drei Montate befristete Töpferstelle angenommen und wolle sich eine Pedal-Steel zulegen, da hätte ich doch sicherlich ein paar Tipps für sie. Ich vermutete eine gefrustete, vom Leben nur mit Hässlichkeit, dämlichen Typen und Schweissfüssen gestrafte 50-Jährige auf Selbstzerfahrungstrip, aber weit gefehlt! Sie war erst 26! Und natürlich in jedweder Beziehung ganz grossartig, wie ich später feststellen durfte, als sie wieder in Berlin war. Dank ihres Charmes durfte ich mal einen wunderschönen Abend mit ihr und Paul Niehaus, dem Pedal-Steeler von Lambchop und Calexico verbringen.

Bevor wir dann gegen 1 dann kollektiv den Bassyweg durch den dunklen Tann antreten konnten, brach leider schon die Hälfte des Packs weg und wir waren nur noch zu viert. T. und C. haben ziemlich bald enggetanzt, D und Ti. erörteten Gemütsblessuren und ich bin nach 2 weiteren Bieren gegangen, weil die Musik in diesem Laden immer beschissener wird und ich Tags zuvor schon bei der Record-Release-Party von Danny Dziuk versucht hatte, mit Hans mitzuhalten, was natürlch ein albernes Vorhaben war.

Sonntagabend bekam ich dann eine SMS von T., dass sie sich von C. noch nicht verabschiedet hatte und ich staunte nicht schlecht. Jetzt gerade kam dann das vorläufige Endergebnis durchs Telefon: Da ham sich wohl zwei gefunden.

Kinders, das ist schon eine feine Sache. Überhaupt sollten Freunde alle untereinander knutschen, dann bleibt's für alle enger und man fällt schlechter aus dem Gunstkreis. Etwas in's Grübeln hat mich allerdings eine Bemerkung C's zu T's kleinem Wurm gemacht. Nach der sonntäglichen Frontalkollision mit allem, was das Leben mit den Kleinen so bezaubernd macht, meinte er wohl nur, das Kinder doch zum Leben dazugehören und das doch alles cool sei.

Also... Das ist mir nicht neu. Das mit den Kindern. Trotzdem will ich keine; das hab ich mir mal vor längerer Zeit überlegt und warum sollte ich da nochmal drüber nachdenken. Vielleicht, weil ich nicht in 30 Jahren aufwachen will und vermuten muss, das es auch ein anderes Leben hätte geben können?

Naja. Erstmal noch'n Bier trinken.

Freitag, September 09, 2005

Take my Banjo into never never land

Wir haben hier in Friedrichshain ein neues Büro und ich gehe Mittags immer in die parallel gelegene Colbestrasse zu Kraut's, um ein Süppchen zu schlürfen und die Tagespresse nach lustigen Konzertbesprechungen zu scannen (Neulich, ausgerechnet bei einer Kritik zu Texas Lightning: Da spiele jemand Slight-Gitarre, hehehe. Das war mir, auch wegen des allgemein ahnunglosen Grundtenors, sogar eine Lesermail wert.)

Jedenfalls lief da neulich im Kontrast zum schnöden Ladilo-Progamm eine Bluegrass-CD hörbar neueren Datums. Schön, dachte ich, Bluegrass, und schlürfte und scannte. Irgendwann blieben dann Textzeilen im Zwischenhirn hängen, die seltsam vertraut anmuteten... so close no matter how far... take my hand into never never land... Und siehe da: Da spielte eine Bluegrass Band Metallica-Songs. Das ist ja heutzutage nichts mehr, womit man den Grossen Musikalischen Originalitätspreis bekommt, aber richtig klasse daran war, dass da offensichtlich mal jemand sein Ausgangsmaterial ernst nahm. Die Combo heisst "Alabama Bluegrass Band Iron Horse" und das Album, 2003 erschienen, "Fade To Bluegrass - Tribute to Metallica", und da können mir alle Hayseed Dixie-Spacken Baumwolle pflücken bleiben. Da sind eigentlich hauptsächlich die Klassiker drauf, aber das macht ja nichts. Wenn die Tabou Tiki Country Night im Tabou Tiki Room nach der Sommerpause wieder startet, werde ich da auf jeden Fall was von spielen. Ich sag' euch dann Bescheid.

Donnerstag, September 08, 2005

Strassenfest

Ich denke, wenn ich mal das Strassenfest meiner Träume zu organisieren hätte, würde folgendes passieren:

1. An jeder Ecke sollen Beratungscontainer für die unterschiedlichsten Arten von Abhängigkeiten installiert werden.
2. Auf einer Bühne müssen die 10 Leute aus ihrem Leben erzählen, die aus dem Viertel am pittoreskesten gescheitert sind.
3. Es gibt keine nicht-alkoholischen Getränke.
4. Fress und-Sauf-Stände werden ausschliesslich von arroganten französischen Kellnern betrieben, die leider weder deutsch noch sonstwas können. Auf alles wird mindestens 25 Minuten gewartet.
5. Es werden die verschiedensten Spezialitäten angeboten, aber man bekommt immer 3 Tage nicht gekühlten Kartoffelsalat.
6. Jandek spielt. Und zwar die ganze Zeit.
7. Sanitäre Anlagen sind eine gute Idee, hier aber nicht.
8. Es werden Tombola-Lose ausgegeben, aber es gibt keine Tombola.

Gut, das ich keine Strassenfeste organisiere.

Der Tag, An Dem Alles War

Letzten Samstag war offensichtlich der Tag, An Dem Alles War. Zunächst die Entweihungsparty von altfreund Flo in Bonn, bei der ICH DABEI SEIN HÄTTE MÜSSEN, verdammt, aber ich war's nicht und was bleibt ist ein schmutziger, kleiner Fleck in der Biographie (ach, wenn's der einz'ge wär!), dann das Erdmöbel-Konzert, für das auch Anwesenheitspflicht bestand, aber nein, ich hatte die Ehre, mit meiner Coverband auf einem Strassenfest in Wilmersdorf den angetrunkenen Bratwurstesser zu beschallen.

Das erste von 2 Sets sollte dann natürlich auch schon um 13:30 sein, damit man auch nicht in die Verlegenheit gekommen wäre, sich irgendwie ausgeschlafen zu fühlen. Um 11 also in den standesgemäß versifften und frisch gekündigten Proberaum, das Zeug rausgerupft und ab nach fucking Wilmersdorf. Bei Ankunft stand ein älterer Mann auf der Bühne, der von A. zugekniffenen Auges als Kornifere des ostdeutschen Rundfunks identifiziert wurde. Hinter ihm standen "Gewerbetreibende", die vom Moderator nacheinender vorgestammelt wurden und dann wahnsinning interessante Dinge aus ihrem Berufsalltag erzählen mussten.

Als letzte durfte dann eine ca. Mitt50jährige im zu knappen Kleide nach vorne. Die Gute besaß nicht nur eine völlig inakzeptable Quäckstimme, sondern auch eine Dessou-Klitsche, die dem geneigten Publikum nun näher gebracht werden sollte. Dazu hatte sie einige Models mit dabei, die sich alle weit jenseits der 40-Grenze bewegten, aber durchaus noch grazile Elemente besassen. Dazwischen hüpfte eine als "Fritz, unser Nesthäkchen" (gemeint war wohl Hahn im Korb) vorgestellte Halbglatze umher, die den Damen aus den Kleidern helfen musste, damit sich der Bratwurstesser von der Dessous-Mode der 50ger, 60ger und 70ger begeistern lassen konnte.

Gegenüber der Bühne hatte sich schon recht früh ein ausgewachenes bayrisches Blasorchester aufgebaut, das mit schmissigen Märschen aus den letzten 1000 Jahren zu begeistern wusste. Und zwar immer dann, wenn der Moderator wieder irgendjemanden vorstellen wollte. Lustich!

Nach der Dessous-Nummer und einer völlig begeisterungsfreien Darbietung von irischem, michaelflatleyesken Rumgehüpfe wurde das tatsächlich anwesende Publikum erstmal vom Moderator weggeschickt, da jetzt ja Musik käme. Danke, Arschloch! Schweigend wurde das Geraffel auf die Bühne geworfen und zusammengeschraubt. H. hatte passenderweise seinen hässlichen Peavey-amp dabei. Als hätte er es gewusst! Beim Soundcheck kam dann nach dem ersten berherzt gespielten Akkord gleich eine handtaschenschwingende alte Schachtel angelaufen, die es sich verbat, dass wir zeitlich mit den Bayern spielen, schliesslich wollte die doch die Märsche hören. Die wurde dann fein zum Verunstalter umgeleitet, der in seiner salomonischen Weisheit keine Rockmusik bis Ende Bayern verfügte. Schrieb ich schon, das dieser einen Bauhelm mit einem aufgeschraubten Mercedesstern trug? Ah, fuck it.

Als wir dann anfingen, tatsächlich zu spielen, saß 1 Frau mit - genau, Bratwurst - auf den ca. 30 Bänken vor der Bühne. Später kamen dann auch noch die Bayern und hörten uns zu (Danke, Jungs! Ihr wart cool!).

Wir waren richtig schlecht. Und ohne Bindi, der war wieder mit Nena unterwegs. Danach wurden uns noch Essensbons gereicht, die man nirgendwo einlösen konnte. Das nächste Set sollte um 20:00 Uhr sein, Zeit genug. Ich setzte mich vor eine Bar namens Fiftynine oder schrecklicher, in der nur Menschen Dienst hatten, die wie Friseurladenangestellte aussahen. Um 14:oo war "GoGo Dance" angekündigt und ich fügte mich meinem Schicksal.

Als es dann soweit war, stieg ein bejeanst, bebrillt und dauergewelltes "junges Ding" (ich bin jetzt in dem Alter, in dem man sowas sagen darf) auf eine mit grüner Plane belegte Bühne und fing an, sich unter völligem Desinteresse der anwesenden Bratwustesser rhythmisch zu Musik zu bewegen, die anscheinend aus der 59-Bar kam. Die aber leider ausser ihr niemand hören konnte, da vor dem gegenüberliegenden Pizzaladen ein schmalzhaariger Italiener vor einer Heimorgel sass und goldzahnlächelnd Liedchen wie "Azzuro" und "Via Con Me" in die Mengen brüllte. Nachdem ich mir ein Bier lang diese unvorteilhaft gekleidete Frau auf einer Planenbühne angeschaut hatte, die unbeachtet und völlig arythmisch zu schlecht gespielten italienischen Schlager tanzt, bin ich nach Hause gefahren und habe mich hingelegt.

Abends hatten wir dann noch ein Set gespielt, ähnlich schlecht, und sind im Club 49 abgestürzt. A. meinte dann noch, dass ich eigentlich total scheisse spielen würde. Was sollte ich darauf noch erwidern?

Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich ein qualitativ hochwertiges Leben lebe. Aber immerhin muss ich mich nicht auf Wilmersdorfer Bühnen nackig machen.