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Freitag, April 21, 2006

Montag soll es sein!

Die Frage, an welchem Wochentrage ich gerne stürbe, ist nicht leicht zu beantworten. Ich befürchte auch, das dies mehr von der aktuellen Tageskondition abhängt, als mir lieb ist. Troztdem: Sonntag wäre wohl ein guter Tag. Da kann man Montag gleich mal ganz ausgeruht und unbelastet mit dem Totsein anfangen.

Andererseits gibt das dem Löffelabgeben so etwas Feierliches, was mir nicht passt. Ich möchte gerne an einem rußgeschwärzten und schwielenvernarbten Tage dahinscheiden, das entspricht meiner protestantischen Arbeitsauffassung um einiges mehr.

Samstag ist auch nicht so ganz pefekt. Ausgehen sollen die Leute am Samstag abend und nicht gramgebeugt bei Kerzenschein die Spiegel verhüllen. Das sorgt am Ende noch für schlechte Laune und man zeiht mich einen Miesepeter, der den Hinterbliebenen vor Lebensneid das Feierabendbier nicht gönnt. Nein nein, das gilt es zu vermeiden.

Freitag also. Wäre das besser? Ich glaube nicht. Man kommt vom Tagewerk erschöpft nach Hause, freut sich auf die Pantoffeln und den Hund, und dann muss man sich mit einem Ableben herumschlagen, als lägen nicht noch 10 ungeöffnete Briefe auf der Kommode. Wieder droht der Vorwurf des Nervepeters und man hätte für alle Zeiten verschissen.

Donnerstag mag für den einen oder anderen ja ein ganz reizvoller Todestag sein, mir bereitet er doch ein gewisses Unbehangen. Donnerstag, das ist schon zu nah am Wochenende, da ist man schon angezählt und flieht in Gedanken ins samstagmorgentliche Bett. Auch ist dieser Tag so banal. Nichts passiert an Donnerstagen, das nicht auch noch Zeit bis Freitag hätte. Protestantismus my ass.

Mittwochs lege ich zweiwöchentlich Country-Platten auf, da würde mein Fehlen vielleicht bemerkt werden. Aber dann würden die Leute rufen: Ach, der kommt heute nicht? Dann können wir ja endlich wieder Tom Waits hören! Und ich würde als der komische Typ mit den Scheiss Country-Platten in deren Gedächnis landen, dabei gibt es doch Wichigeres, an das man sich im Zusammenhang mit mir erinnern sollte. Zum Beispiel, das ich es nie geschafft habe, den Führerschein zu erwerben, oder das ich zwitschernde Vögel imitieren kann.

Dienstag rockt hart auf der Todestagsliste, schaut man sich das diesen Tag aber genauer an, muss jeder aufrechte Mensch zu der Erkenntnis kommen, das ein Tod am Dienstag noch lange nicht die qualitative Mount-Everest-Spitze an geeigneten Tagen darstellt. Der Name allein bürgt schon für einen Modergeschmack im Mund. Als gäbe es eine Pflicht, abzutreten! Als wäre das ein geschäftsmäßiger Vorgang, der nicht weiter ins Gewicht fallen würde. Nein, mit Pflicht und Dienst hat das nichts zu tun! Man halte sich fern von alten Schachteln, die einem das verklickern wollen und Blasmusik in ihre iPods laden.

Es bleibt übrig: Der Montag. Unschuldig, an dem Mond gemahnend, Ebbe und Flut, Tag und Nacht - das sind die Essenzen der Existenz und an einem solchen Tag enschliefe ich gerne, denn ich fühlte mich geborgen im ständigen Kommen und Gehen der Generationen. Wochenanfang und Lebensende würden sich High Five geben und eine prima Dualität erzeugen, und man könnte bis zum Ende der Woche schon unter der Erde sein.

Ausserdem hat man das Wochenende davor Zeit sich zu überlegen, was auf der Beerdigung für Musik gespielt werden soll. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter, kaum etwas ist wichtiger als das letzte Lied. Hat man sich dann aber für ein passendes Stück entschieden, kann man sich bequem zurücklehnen und freudig ausrufen:

Montag soll es sein!

1 Comments:

At 10:57 AM, Anonymous Anonym said...

Lieber Martin,
ich kann zwar spontan weder was geistreiches noch was einfach witziges zu Deinem Kommentar beitragen, aber ich fühle mich wieder einmal getrieben, Dir mitzuteilen, daß Du für mein Empfinden einen begnadeten, sehr stilvollen, sehr flüssigen und äußerst humorigen Schreibstil hast! Unbedingt weiterschreiben und unbedingt veröffentlichen!
Grüße!

 

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