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Mittwoch, Dezember 14, 2005

The Gone Wait



Habe gestern ein paar Stunden blau gemacht länger gearbeitet und bin in die Gagosian Gallery gegangen, die im Rahmen der Berlin Biennale eine Ausstellung mit dem Titel "The Gone Wait" zeigt. (Danke an Claus Moser für den Tipp!

"The exhibition “The Gone Wait” presents artworks and documents by writers, filmmakers, musicians and visual artists who, consciously or unconsciously, address both literal and metaphorical acts of vanishing and escaping reality or the socialized world."

Das bemerkenswerte daran ist, dass neben anderen Exponate auch 22 Jandek LP-Cover zu sehen sind, die ja gerne mit dieser Idee des "In-Sich-Verlorenen" spielen. Der Titel der Ausstellung stammt natürlich auch von einem Jandek-Album, das wiederum nach einem Song auf einem vorherigen Album benannt ist. Zudem lag ein portabler CD-Player im Ausstellungsraum, auf dem das '05er Werk "Raining Down Diamonds" lief. Meines Wissens ist dies das erste Mal, das Arbeiten von ihm in einen expliziten Kunstzusammenhang gestellt wurden, was auch wunderbar aufging.

Jandek ist ja quasi das Parade-Beispiel, wie sehr ein Künstler hinter einem Werk verschwinden kann, das zudem einfach existiert, ohne sich die Mühe zu machen, Aufmerksamkeit zu erreichen. Der Hörer ist durch das Fehlen biographischer Bezüge und das Verwenden explizit evokativer Titel und Coverbilder dazu gezwungen, das Werk mit sich selbst in Verbindung zu bringen und daraus seinen Sinn zu ziehen.

Eine weitere Dimension des "Vanishings" ist natürlich die Musik selbst, die sich zwar des Instrumentariums der Popmusik bedient, sich ihre eigenen Gesetze und Strukturen aber selber schafft. Hier verschwindet der Inhalt, obwohl die Form erhalten bleibt.

Sehr schön war auch die Arbeit von Johnny Depp und Gibson Haynes. Auf einem Fernseher in einem durch Stoffe getrennten Raum konnte man eine Kamerafahrt durch die verwüstete Behausung von John Frusciante beobachten. Das ganze hatte etwas von einem Helikopter-Flug über eine Landschaft; durch die (offenbar absichtlich) schlechte Bildqualität konnte man nur einzelne Objekte identifizieren und die Räume selber wirkten wie eine eigene Installation.

Auch die Photos von Josef Strau fand ich sehr beeindruckend. Hier mal der Katalog: "Josef Strau zeigt mit verschiedenen Materialien bearbeitete und refotografierte Architekturfotografien, die sich mit während und nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen Wohnsiedlungen beschäftigen. Durch jeden Arbeitsschritt verfremdet er seine vermeintliche Heimatgegend bis ins Schattenhafte, ihre Umrisse bleiben dabei trotzdem erkennbar und präsent. So bringt der Versuch der Auflösung und Exorzierung subjektiver Erfahrungen dezidiert deren Charakteristika zum Vorschein.

Die Ausstellung geht noch bis zum 31.12. Sehr empfohlen.