Wer ist's?
Von meiner Oma mütterlicherseits, die ich nur als alte, strenge Frau in einem Altersheim kenne, habe ich noch ein Buch, das wohl grösstenteils den Arzt ersetzte. Verfasst wurde es von einem Herrn Dr. Fr. Hey und es trägt den schönen Namen "Gesundheits=Quell". Meine Auflage ist von 1933 und enthält neben den erwartungsgemässen Hausmittelchen gegen Flatulenz und Hysterie einige Anmerkungen zu Mode und Gesellschaftsleben, die auf einen recht energischen Charakter hinweisen, und auch das Photo des Doktors lässt auf wilhelminische Aufzucht und Pflege schliessen.
Hier ein wahrhaft wagemutiges Gedicht über wie wirklich wichtigen Dinge im Leben einer Frau:
Wer ist‘s?
Es sprach Frau Mode ein großes Wort:
Ein Schmuck des Weibes, - der Zopf muß fort!
Und abgeschnitten ward Zopf um Zopf,
verwandelt in einen „Bubikopf“.
Und Frau Mode sprach: „Haltet mit mir Schritt!“
Als Neuestes gilt nur der Herrenschnitt!
Da ward geopfert der letzte Schmuck,
Und lächelnd sprach sie: „Nun ist‘s genug!“
Die Kleider reichen kaum bis zum Knie
Frau Mode befiehlts und! - wie gern tun sie‘s - !
Und sind auch die Beine wie Eis so kalt
Was macht‘s, Frau Mode verlangt es halt!
Die Neueste Hutform nur noch ein Topf,
Man stülpt ihn sich von hinten über den Kopf,
So tief, daß die Augen kaum noch sehen,
Was mit ihrem Leibe noch mag geschehen - !
Vor allem fort mit dem Schamgefühl!
Es hindert bei Tanz und nachher viel! -
So sprach Frau Mode, da gab man hin
Der Keuschheit Kleinod mit leichtem Sinn!
Wo sind die edlen Reize der Frau?
Karikaturen nur trägt sie zur Schau!
Beine, die reizen die niedere Lust,
Weil sonst nichts Gutes an Ihr bewußt!
Frauen und Mädchen? - „Es war einmal!“
Die heutigen Zwitter sind nur zur Qual.
O Mann, verachte sie bis zur Höll‘
All die verfluchten Weibsgestell!
Nichts tun, doch herrschen und auch frei‘n
Und tun, als ob sie besser sein. -
Merkt ihr, o Weiberpack, denn nicht,
Daß ihr dem Teufel seid verpflicht‘t?
Der Schmelz der Reinheit, des Weibs Schmuck,
Es ging verloren, ach, schnell genug! -
Die Augen glanzlos, die Seele leer;
Von echter Schönheit bleibt gar nichts mehr!
Das Gottesbildnis sank in den Staub
Der Eitelkeit und der Mode Raub.
Und Frauenwürde in Scham und Zucht? -
Ein Traumbild ist‘s, der Zeiten Flucht! -
Der Teufel freut sich und sagt und lacht:
„Hei, Mode, das hast Du gut gemacht! --
Dein Netz ist schillernd, doch fest und fein,
Die Weiberseelen gehn leicht hinein!“
Und was dem Laster noch widerstand,
Ganz willig folgt es des Teufels Hand:
„Nun vorwärts, ich habe nur wenig Zeit“,
Die Losung lautet: „Ganz weg mit dem Kleid!“
Du Frauenseele, ach, merkst du‘s nicht,
Was für ein Geist aus der Mode spricht???
Siehst du das Netz nicht, daß dich umgarnt??? -
Höre die Stimme, die dich heut warnt!
Entsage der Schande, der Schmach, dem Schein,
Wag‘ es und sage entschieden: „Nein!“ -
Abschliessend noch seine nachstehende Bemerkung, diesmal in Prosa:
"Wer sich einen Bubikopf schneiden lässt, dem fehlt nach meiner biblischen Auffassung die richtige Stellung zu seinem GOtt, und solche Menschenkinder sind mir ein Greuel 1.Korinther 11, 6 und 10."
There you have it.
2 Comments:
Guten Tag Herr Kaltmamsell,
sind wir verwandt?
Maybe this will refresh your memory:
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